The Demon's Rook

The Demon’s Rook

Von Oliver Schäfer

Als kleiner Junge findet Roscoe beim Spielen ein Portal in eine andere Welt. Dort trifft er auf Dimwos, einen Zauberer einer archaischen Dämonenrasse, der ihm die Geheimnisse der Magie beibringt. Als Roscoe nach Jahren feststellt, dass Dimwos ihm ein dunkles Geheimnis vorenthalten hat, beschwört er mit seiner Wut drei Dämonen herauf. Da er sich diesen nicht erwehren kann, flieht Roscoe zurück in unsere Welt – nicht wissend, dass die drei Ungeheuer ihm gefolgt sind. Als kurz darauf eine Serie bestialischer Morde beginnt, ahnt Roscoe, welchen riesigen Fehler er begangen hat. Doch ihm bleibt wenig Zeit zur Reue, denn das höllische Trio hat eine Armee von Zombies um sich geschart, die bei ihrer Jagd auf Roscoe vor niemanden Halt macht. Und mit jedem Opfer, dass das untote Heer vergrößert, schwindet Roscoes Chance, unsere Welt zu retten.

Dämonen, Zombies, Mystery, black magic, Horror, extreme graphische Effekte und ein bisschen nackte Haut – es sind also alle Zutaten für ein blutig unterhaltsames Filmvergnügen enthalten. Mit dieser Zusammenfassung verspricht Excessive Pictures nicht zu viel, denn Mystery, Blut und Effekte hat Allrounder James Sizemore (Regie, Produktion, Drehbuch, Effekte, Musik, Darsteller) bei einem lächerlichen Budget von ca. 75.000 Dollar hier reichlich aufgefahren, eingebettet in eine originelle visuelle Gestaltung und oft träumerische Atmosphäre, die manche mit weit mehr Geld ausgestattete Produktion nicht hinbekommt.

Sizemore spielt geschickt mit Licht, Schatten und Farben, um eine mysteriöse und surreale Stimmung zu erzeugen. Die fantastischen und alptraumhaften Elemente des Films werden durch die oft überraschend künstlerische Inszenierung verstärkt, wobei Sizemore hier mit Bildkomposition und Kamerawinkeln spielt, um die gewünschte Atmosphäre zu erzeugen.

Story, Dialoge und einige der schauspielerischen Leistungen sind aus grobem Holz geschnitzt und der Film ist locker fünfzehn Minuten zu lang, aber das sind eher kleine Probleme unter denen auch viele italienische Gialli leiden, die Sizemore vielleicht sogar als Vorlage dienten.

Wo der Film allerdings heftig punktet, sind die wunderbar grellen praktischen Effekte. Dämonenmasken, literweise Blutfontänen und glibberige Gedärme werden hier ohne jede CGI-Beteiligung über den Zuschauern ausgeschüttet. Man muss diese Kreationen bewundern, die aus Unmengen von Latex und Eimern voller Kunstblut handgefertigt wurden und ihre Auftritte in Wolken aus Trockeneis und gespenstischer bunter Beleuchtung absolvieren. Das als Extra enthaltene Making Of zeigt sehr anschaulich, welcher immense handwerkliche Aufwand in den Masken steckt.

Bemerkenswert gelungen ist auch der synthesizer- und gitarrenlastige Score und das psychedelische Sounddesign von Sizemore, Colin Lacativa and Christopher Ian Brooker. Hier dürfte John Carpenter als Inspiration gedient haben.

Trotz mancher Schwäche ist der Film ein Fest für Genrefans, insbesondere für Giallo-Freunde und Fans von Clive Barkers NIGHTBREED, an dessen seinerzeit von Bob Keen geschaffene Masken ich mehrfach denken musste. Und wenn ich mich nicht täusche, hat Sizemore auch eine kleine Hommage an Rob Bottin´s nach wie vor phänomenale Tim-Curry-Maske aus Ridley Scotts Fantasy-Film LEGEND eingebaut. Fans des Genres sollten hier unbedingt auf ihre Kosten kommen.

Das schön gestaltete Mediabook von Excessive Pictures bietet folgende Extras: Audiokommentar mit Regisseur James Sizemore, Kameramann Tim Reis und ausführendem Produzent Akom Tidwell, ein Making-Of, ein Gag Reel, Deleted Scenes, Trailer, eine Bildergalerie sowie ein sehr informatives achtungzwanzigseitiges Booklet von David Renske mit einem Interview mit James Sizemore und vielen Hintergrundinfos.

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The Demon’s Rook | USA 2013 | Regie: James Sizemore | Darsteller: James Sizemore, Ahleigh Jo Sizemore, John Chatham, Melanie Richardson, Josh Gould, Sade Smith, Dustin Dorough u.a.

Anbieter: Excessive Pictures