Die brennenden Augen von Schloss Bartimore

Die brennenden Augen von Schloss Bartimore

Von Martin Schowanek

Nachdem die Hammer Film Productions 1957 ihren Farberstling FRANKENSTEINS FLUCH (THE CURSE OF FRANKENSTEIN) in die Kinos gebracht hatten, ließ man in der Folge nicht nur die klassischen Monster der Universal-Studios wie Dracula, die Mumie oder das Phantom der Oper wieder auferstehen. In dem 1964 erschienenen DIE BRENNENDEN AUGEN VON SCHLOSS BARTIMORE vermischte man erstmals Elemente der griechischen Mythologie mit der Art von gothic horror, die in den letzten Jahren zum Markenzeichen von Hammer geworden war. Regie führte abermals Kassengarant Terence Fisher, der für den Großteil der Hammer-Filme dieser Ära verantwortlich war.

Der Film spielt in Vandorf, einem fiktiven Ort in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wo sich seit einigen Jahren immer wieder Todesfälle ereignen, bei welchen sich die Leichen der Opfer unerklärlicherweise in Stein verwandeln. Verantwortlich ist ein Monstrum, das in dem nahegelegenen Schloss Bartimore haust. Als ein junges Mädchen durch dieses Wesen umkommt, verdächtigen die Dorfbewohner Bruno, den Liebhaber des Opfers. Nur Carla Hofmann (BARBARA SHELLEY) und ihr Chef, der Gerichtsmediziner Dr. Namaroff (PETER CUSHING) wissen von der Versteinerung der Leiche. Um die Dorfbewohner nicht zu beunruhigen, besteht Dr. Namaroff jedoch darauf die wahren Umstände des Falls zu vertuschen. Als Bruno unter dem Druck der falschen Anschuldigungen durch die Dorfbewohner Selbstmord begeht, reist dessen Vater (MICHAEL GOODCLIFFE) nach Vandorf, um den Ruf seines Sohnes wiederherzustellen, stößt dort allerdings auf eine Mauer des Schweigens. Als ihn eine Spur nach Schloss Bartimore führt, begegnet ihm dort die Kreatur, so dass auch er beginnt, sich langsam in Stein zu verwandeln. Vor seinem Tod gelingt es ihm noch, seinen zweiten Sohn Paul in einem Brief über seine Nachforschungen in Kenntnis zu setzen…

Fisher entscheidet sich passenderweise dafür, die Geschichte wie eine griechische Tragödie zu inszenieren, wobei er sich auf die zum Scheitern verurteilte Romanze und die daraus resultierende Verzweiflung konzentriert. Somit lässt sich entschuldigen, dass der Film sehr dialoglastig ist und nur wenig Actionszenen aufweist. Nicht zu entschuldigen ist aber das äußert billig wirkende Medusa-Make-up mit Schlangen aus Gummi, die an Drahtzügen bewegt werden. Da das Monster aber bis zum Finale immer nur kurz zu sehen ist, fällt dies zunächst glücklicherweise nicht auf. Was ganz im Gegenteil sehr gut funktioniert, ist das Versteinerungs-Make-up, das besonders glaubhaft zur Geltung kommt, als Brunos Vater seinen letzten Brief schreibt und dabei seine Hand schließlich nicht mehr bewegen kann.

Im Original heißt das Schloss übrigens nicht Bartimore, sondern „Borski“, was sich eher nach einem osteuropäischen Namen anhört, obwohl der Film in Deutschland spielen soll. Die Änderung des Namens in der deutschen Fassung dürfte auf die Entscheidung zurückzuführen sein, dem Film einen Titel in der Tradition der Wallace-Serie zu verpassen. So wurden aus den TOTEN AUGEN VON LONDON und dem WÜRGER VON SCHLOSS BLACKMORE eben die BRENNENDEN AUGEN VON SCHLOSS BARTMIORE (wobei die Handlung seltsamerweise nicht nach England verlegt wurde).

An anderer Stelle wurde durch die Synchronisation ein Fehler des Originals korrigiert: Die Gorgone wird dort nämlich als „Megara“ bezeichnet, welche jedoch nicht zu den Gorgonen, sondern den Furien gehört. Als gewöhnungsbedürftig erweist sich das voice casting der Synchronisation. Während Peter Cushing durch das schneidende Organ von Arnold Marquis praktisch nichts mehr von seinem britischen Habitus behält, wirkt Christopher Lee mit der deutschen Stimme von Fritz Tillmann noch betagter als durch sein auf alt getrimmtes Make-up. Da es sich bei beiden Besetzungen um einmalige Ausnahmeerscheinungen handelt, fühlen sich die Stimmen besonders beim Vergleich mit anderen zeitgenössischen Hammer-Filmen wie Fremdkörper an.

Das bei Anolis erschienene Mediabook ist nach der DVD-Veröffentlichung von Sony aus dem Jahr 2009 die zweite digitale Auswertung und erscheint nun erstmals auch als Blu-Ray. Als Bonus sind zwei deutsche Audiokommentare, mehrere Featurettes, sowie der deutsche, der britische und der amerikanische Trailer enthalten. Mittlerweile existiert von der Blu-Ray auch eine Veröffentlichung im Keep-Case.

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The Gorgon | GB 1964 | Regie: Terence Fisher | Darsteller: Peter Cushing, Christopher Lee, Barbara Shelley, Michael Goodcliffe u.a.

Anbieter: Anolis