Töte, Django

Töte, Django

Von Gerd Naumann

Nachdem filmArt den überragenden Western TÖTE, DJANGO (1967) vor einiger Zeit bereits auf DVD veröffentlichte, liegt nun eine würdige Blu-ray-Auflage vor. Mit TÖTE, DJANGO gelang Regisseur Giulio Questi ein besonderer Beitrag zum italienischen Kino. Er wendet die Schablone des Italowesterns an, um ein apokalyptisches Höllengemälde zu formen. Anders aber als etwa Cesare Canevaris surrealistischer MATALO! sucht Questi die Apokalypse weder im Bild noch im Sounddesign. Er lässt die von Tomás Milián dargestellte Figur zu Beginn sprichwörtlich aus dem Reich der Toten auferstehen. Ähnlich mythologisierte Clint Eastwood seine Rolle in HIGH PLAINS DRIFTER (1973). Während Eastwoods Figur einen Rachefeldzug startet, wird Milián mehr und mehr zur Lichtgestalt in einem Sumpf aus Gewalt, Gier und Perversion.

toete.django.1967.coverMiliáns Figur, in der deutschen Fassung populär als Django bezeichnet, ist ein an einem Banküberfall beteiligter Bandit. Nach erfolgtem Raub werden seine Kumpane von hinterhältigen Bandenmitgliedern umgebracht, nur er überlebt. Während Milián von Indianern geborgen wird, geraten die Bandenchefs wiederum ins Visier vorgeblich rechtschaffener Bürger, die das Diebesgut an sich bringen. In dem einsam gelegenen Ort, an dem sich das Drama abspielt, geben die Bürger allmählich die tugendhafte Fassade auf. Was zählt, ist letztendlich nur das Gold. Milián aber, der längst überirdisch über den menschlichen Gelüsten zu schweben scheint, verschießt dagegen Kugeln aus purem Gold…

Bereits die Vorspannsequenz, gänsehauterzeugend untermalt durch die kolossale Filmmusik von Ivan Vandor, springt den Zuschauer mit einer emotionalen Wucht an, die im Genre ihresgleichen sucht. Milián wird zum, nur scheinbar, unbeteiligten Spielball der Ereignisse; muss mit ansehen, wie um ihn herum die Menschlichkeit implodiert. Questis Werk versinnbildlicht, dass es scheinbar unverdächtige Genrefilme oftmals vermögen, an Grundfesten zu kratzen.

TÖTE, DJANGO gehört in jede Filmsammlung. Die Blu-ray-Edition im Mediabook, ebenfalls von filmArt, trägt dem Rechnung. Der Bildtransfer entstand unter der persönlichen Aufsicht des Regisseurs, der in Deutsch und Italienisch vorhandene Ton ist klar und räumlich. An Extras finden sich nicht nur die von der DVD-Edition bekannten Materialien, darunter diverse Trailer, eine Bildergalerie und das fast halbstündige, sehr unterhaltsame Exklusivinterview mit Darsteller Ray Lovelock. Im Booklet finden sich nunmehr unter anderem auch der komplette Satz deutscher Aushangphotos von Erst- und Wiederauflage. Als besonderen Bonus bietet filmArt neben der Hauptfassung auch die alte deutsche Kinofassung in HD-Abtastung. Auch für die Blu-ray-Edition kann also eine uneingeschränkte Empfehlung ausgesprochen werden.

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Se sei vivo spara, Italien 1967, Regie: Giulio Questi, Mit: Tomás Milián, Piero Lulli, Ray Lovelock, Marilù Tolo u.a.

Anbieter: filmArt