The Possession of Michael King
Von David McAllan
Mit dem grobkörnigen Mix aus Fake-Doku und Found Footage von fest installierten Hauskameras ähnelt David Jungs selbst finanzierter und geschriebener, teuflischer Verwandlungshorror sowohl der Hit-Reihe PARANORMAL ACTIVTY als auch dem Eigenexperiment eines Murgan Spurlock in SUPER SIZE ME – nur mit allen möglichen satanischen Ritualen, Interviews abstruser Weirdos und der Expertise von Psychologen und Technikern.
Die agil und presto aufgereihten, von King (kernig, locker, authentisch und die halbe Miete: Shane Johnson, Minidarsteller in SAVING PRIVATE RYAN) sarkastisch-abgeklärt kommentierten Besuche bei Teufelsanbetern gehen nach einer Nahtoderfahrung, bei er der einen Dämon anruft und seine Frau erblickt, mit gleichem Tempo weiter als aufgekratzte Chronik, wie er unter Qualen den Verstand verliert und zum Voll-Psycho mutiert.
Tote Vögel, extreme Störgeräusche, Stimmen im Kopf, eine Serie gelungener übernatürlicher Phänomene im Schock-Modus, in die Brust eingeritzte Pentagramme und viele andere mehr oder minder erprobte Mittel folgen, um ein gräuliches Gebräu zu erzeugen. Das weist zwar effektreich und knackig im düsteren Reality-Look die Metamorphose zu einem mörderischen Monster auf und ist auf weit mehr als auf oberflächliches Entsetzen aus.
Aber so exzessiv das Zeugnis eines aussichtslosen Einzelkampfes gegen eine (selbst)zerstörerische Besessenheit auch gerät, es erreicht einen einfach nicht. Dass Michael eine kleine Tochter hat, erfährt man erst spät, weshalb sich ihre gefährdete Beziehung gar nicht erst entfalten kann. Die stringente Abfolge nutzt sich gewaltig ab und ist insgesamt eben doch nur unwesentliches B-Material für die (virtuellen) Videothekenregale.
Erschienen auf Komm & Sieh
___________________________________________________________
The Possession of Michael King, USA 2013 | Regie: David Jung, Buch:David Jung, Tedi Sarafian | Mit: Shane Johnson, Ella Anderson, Cara Pifko, u.a. | Laufzeit: 83 Minuten, noch kein deutscher Verleih.