Lloronas Fluch
Von Oliver Schäfer
Mexiko, 1673. Eine junge Frau ertränkt aus Rache an ihrem untreuen Ehemann ihre beiden Kinder. Als ihr die Tat bewusst wird, verfällt sie in tiefe Trauer und bringt sich selbst um. Als Geist kehrt sie zurück und vergreift sich an anderen Kindern, die den Platz ihrer eigenen einnehmen sollen. Daraus entwickelt sich die Legende von La Llorona, der weinenden Frau.
Los Angeles, 1973. Die Familienbetreuerin Anna Tate-Garcia (Linda Cardellini – GREEN BOOK) wird zu ihrer Klientin Patricia Alvarez (Patricia Velasquez – THE MUMMY RETURNS) geschickt, nachdem deren Söhne einige Tage nicht in der Schule erschienen sind. Als Patricia gegenüber Anna handgreiflich wird, wird sie festgenommen und Anna befreit die beiden Söhne aus einer verschlossenen Kammer. Sie werden vorübergehend in einer kirchlichen Einrichtung untergebracht, bis sich eine bessere Lösung findet. Stunden später wird Anna jedoch von der Polizei geweckt, weil die beiden Jungen ertränkt am Fluss aufgefunden wurden. Anna fährt mit ihren Kindern Sam und Chris zum Tatort und schärft ihnen ein, nicht das Auto zu verlassen. Patricia beschuldigt Anna, nicht auf ihre Warnungen vor La Llorona gehört und deshalb Schuld an dem Tod der Kinder zu haben. Währenddessen hat sich Chris doch aus dem Auto geschlichen, um sich den Tatort näher anzusehen, als er jemanden in der Nähe weinen hört. Es handelt sich um La Llorona, die auf Chris aufmerksam wird und der er nur in letzter Sekunde entwischen kann. Damit ist der Fluch jedoch auf Annas Familie übergegangen und gemeinsam mit dem Wunderheiler Rafael Olvera (Raymond Cruz – BREAKING BAD) muss sie nun versuchen, sich und ihre Familie von dem Fluch zu befreien…
Basierend auf einer mexikanischen Legende hat Produzent James Wan seinem sich weiter ausbreitenden CONJURING-Universum ein neues Kapitel hinzugefügt. Leider bewegt sich auch dieser Film auf dem äußerst niedrigen Niveau von THE NUN, besteht also größtenteils aus den stets vorhersehbaren Jumpscares. Ein solides Ensemble überqualifizierter Darsteller müht sich dabei redlich, dem lächerlichen Mummenschanz ein Quäntchen Drama und Glaubwürdigkeit abzutrotzen, wird aber von dem überraschungsfreien Drehbuch und der ideenlosen Regie nach Kräften daran gehindert. Der Film erfreut mit zwei gelungenen Sequenzen – eine mit Tochter Sam auf der Jagd nach einem Regenschirm und eine beim Haare waschen in der Badewanne – die tatsächlich recht unheimlich sind. Alles andere ist plumper Standard, den man zigfach besser gesehen hat.
Linda Cardellini kann solche Rollen im Schlaf spielen. Raymond Cruz muss zwar die schlimmsten Dialogzeilen aufsagen, hat aber trotzdem die beiden Lacher des Films auf seinem Konto, während Tony Amendola seine Rolle als Pater Perez aus ANNABELLE nochmal aufleben lassen darf. Optisch ist der Film mit seinem 1970er Setting durchaus gelungen. Technisch gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln, aber ansonsten fehlen dem Film jegliche gewinnenden Qualitäten. Insgesamt also ein überwiegend ungruseliger Langweiler, der sich damit direkt zu den anderen CONJURING-Nachkommen ANNABELLE und THE NUN gesellen darf.
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The curse of La Llorona | USA 2019 | Regie: Michael Chaves | Darsteller: Linda Cardellini, Raymond Cruz, Patricia Velasquez, Marisol Ramirez, Roman Christou, Jaynee-Lynne Kinchen, Sean Patrick Thomas, Tony Amendola u.a. | 93min.
Anbieter: Warner Home Video
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