Der Kurier

Der Kurier

Von Michael Kathe

Es ist kein gewöhnlicher Nachtflug, den Sean (Daniel Radcliffe) zwischen Mexiko und den USA durchführt. Ständig steht er in Funkverbindung mit der Drogenmafia, mit der US-Drogenbehörde DEA und mit seiner Frau Jen (Grace Gummer). Alle diese Beziehungen sind gerade sehr brüchig – Sean redet sich einen Film lang aus dem Cockpit durch die Probleme, die er sich aufgehalst hat, seit er nicht mehr für das Friedenskorps fliegt.

image-2018-09-25-2DER KURIER entlehnt seine Dramaturgie sehr offensiv von Steven Knights NO TURNING BACK (orig. LOCKE), in dem Tom Hardy von Birmingham nach London Telefongespräche führt, in deren Verlauf er von seiner Frau verlassen wird, seinen Job verliert und Vater eines unehelichen Kindes wird. Regisseur Jesper Genslandt wechselt Knights sehr private Telefondramaturgie in eine „größere“ Geschichte: Um genügend Geld für die Operation seiner Frau zu verdienen, heuerte Sean als Heroin-Kurier für die mexikanische Drogenmafia an. Auf seinem letzten Flug spannt er mit der DEA zusammen. Für das gute Gewissen – und weil sie ihm dasselbe bieten. Er wird der DEA den Landeort verraten, sie wird ihm und Frau Jen die teure Operation und eine neue Identität bezahlen.

Aber natürlich geht da einiges schief. Das Kartell ändert ständig den Landeort, das Benzin wird knapp, die Grenzwache spielt Spielchen mit ihm, und nicht zuletzt baut sich vor seiner Frau zuhause eine mafiöse Drohkulisse auf. So spitzt sich die Situation zunehmend zu. Seans Probleme häufen sich, und während er durch die Nachtwolken fliegt, zielt er immer mehr in eine private Katastrophe. Er kann telefonieren, wie er will – die Probleme lassen sich kaum mehr in der Balance halten. Don’t mess with the Mafia und Don’t mess with the DEA.

image-2018-09-25-3Doch was als durchaus spannende Story angelegt ist, verliert durch die äußerst langweilig gefilmten Szenen im Cockpit der Cessna inmitten künstlicher Wolken an Dramaturgie und an Filmvergnügen. Das wirkt so künstlich wie eine Rückprojektionsszene aus einem Vierzigerjahre-Film. Es scheint, als wollte Regisseur Genslandt nicht mehr als drei verschiedene Kameraperspektiven benutzen, um den Hauptteil der Story zu filmen. Darum ist man in DER KURIER auch froh um jede Rückblende mit Sean und Jen im Spital, um die Heroin-Ladeszene oder um die Szenen am Ende des Films, wenn die Kamera nicht mehr gelangweilt ins Flugzeug blicken muss, sondern gelandet ist. Dass der Film ein moralisch etwas dubioses Ende hat, mag soziologisch von Interesse sein. Im Vergleich mit dem souveränen NO TURNING BACK sind das eben schon Mankos.

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Beast of Burden, USA 2018 | Regie: Jesper Ganslandt | Drehbuch: Adam Hoelzel | Darsteller: Daniel Radcliffe, Grace Gummer, Pablo Schreiber, Robert Wisdom | 86min.

Anbieter: Ascot Elite Entertainment