John Wick

John Wick

Von Max Renn

Wut ist eine Todsünde, möchte man jenen zurufen, die derart hemmungslos Hollywoods ausgewachsenen Rache- und Waffenfetisch frönen und zugleich die seit der Krim-Invasion wieder gefragten hässlichen Russen vom Antagonisten-Stapel lassen, was hier noch unausgeglichener als in THE EQUALIZER ausartet. Für Keanu Reeves setzt sich damit die Serie seines künstlerisch qualitativ bescheidenen Outputs (siehe 47 RONIN) fort.

john.wick.2014.coverSeine gerade verstorbene Frau Helen überließ Privatier John Wick nur Schoßhund Daisy, den der irre Iosef mit Gang in einem brutalen Überfall auf Johns Luxusvilla totschlägt, den der Eigentümer nur schwer verletzt überlebt. So zieht der Ex-Killer zur kompromisslosen Revanche an Iosef und seinem Russenmafiapapi los, dessen Imperium er einmal mit aufbaute und nun eben wieder abreißt.

Was die Stuntmen David Leitch und Chad Stahelski (FIGHT CLUB, 300) in ihrer gemeinsamen Regiepremiere ausrichten, ist ein versucht stilvoller Actioncomic, dessen Ablauf aus Schlag und Gegenschlag zu einer sich geistlos immer weiter drehenden Gewaltspirale aufschaukelt, die mit dem unkreativen Nacht-Hochglanz-Dunkelblau korrespondiert, was eine erkleckliche Zahl schlechter Hollywood-Thriller-Eigenschaften aufweist.

Eine Trantüte wie Reeves als legendären gefürchteten Killer hinzustellen, dem ein bloßer Stift zum Töten reicht, zeugt von misslungenem Humor und vergeigt es völlig, gleichermaßen Gefahr und Unterhaltsamkeit auszustrahlen. Besonders ärgerlich wird es, wenn sich im Todesduell alter Bekannter ein entspanntes Schwätzchen entspinnt und ein Profi wie John wichtige Gegner leben lässt, damit sie später erneut angreifen können.

Da wird ein Thriller auf dem Altar einer Fantasiewelt geopfert, die immer wieder Gewalt beschwört, diese aber mit populärem Noir-Humbug und ideenarmen Erschießungsorgien abwertet, so ganz ohne jeden dramaturgischen Geistesfunken, zugekleistert mit mieser Rockmusik. Ein Dauer-Showdown, den man schon dutzendmal besser gesehen hat – nur offenbar Keanu Reeves nicht, der sich immer die gleichen faden Filme aussucht.

john.wick.2014.stillErschienen auf Komm & Sieh

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John Wick, USA/Kanada/China 2014 | Regie: David Leitch, Chad Stahelski, Buch: Derek Kolstad | Mit: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, u.a. | Laufzeit: 101 Minuten, Verleih: Studiocanal (Kinostart: 29.01.2015).