Needful Things - In einer kleinen Stadt

Needful Things – In einer kleinen Stadt

Von Rolf Giesen

Man ahnt sehr schnell, dass es Herr Satan persönlich ist, der in der Kleinstadt Castle Rock, in Gestalt eines gewissen Leland Gaunt, einen Antiquitäten-Laden aufmacht, in dem er gegen ein kleines Entgelt besonders jene nützlichen Sachen anbietet, die in den gepeinigten Seelen des Ortes wehmütige Erinnerungen an bessere Tage oder ähnliches wachrufen. Bald sind sie bereit, sich für den begehrten Nippes an die Gurgel zu gehen. Es gibt ein Hauen & Stechen, dass es eine Lust ist, bis der örtliche Sheriff den Teufel als solchen entlarvt. Warum vertrödelt der eigentlich seine kostbare Zeit in solchen Klein- und nicht in seelenreicheren Großstädten? Nun, die Großstädte sind in den Augen der bigotten Kleinstädter ohnehin ein Sündenpfuhl, während sie selbst bibelfest daherkommen. Das muss natürlich einen wie den Teufel reizen.
Stephen King, der Autor des 1991 erschienenen Romans Needful Things (In einer kleinen Stadt), kennt wie kein anderer die Herzen gerade der Menschen, die in kleinen urbanen Verhältnissen leben und vor lauter Schiss von den himmlischen Heerscharen abfallen und dem Teufel zu Diensten sind – oder gar einen falschen Propheten wie Trump wählen. Fraser Heston hat die Story 1993 nach einem Drehbuch von W. D. Richter verfilmt. Fraser ist der Sohn von Charlton Heston und doubelte seinen Vater bereits als Säugling Mose in DeMilles ZEHN GEBOTEN, während sein Teufel Leland, Max von Sydow, in DIE GRÖSSTE GESCHICHTE ALLER ZEITEN Jesus Christus spielte.
Wenn ich wählen dürfte zwischen einer der prätentiösen Neuverfilmungen von Stephen King, zum Beispiel ES, oder einer Erstverfilmung, die vor dreißig Jahren oder mehr entstand, meine Wahl würde stets auf die Erstverfilmung fallen, nicht auf den aktuellen Blockbuster, denn Stephen King (er selbst würde dies gewiss bestreiten) sollte im mittelständischen Kino zu Hause sein – und das gibt im Zeitalter der Globalisierung leider kaum noch: entweder ganz billig oder ganz teuer. Dazwischen geht nichts. ES KAPITEL 2 von Andrés Muschietti zum Beispiel kostete 79 Millionen Dollar. Von so einem Budget hätte der Regisseur von NEEDFUL THINGS nur träumen können. Den Film hätten die Multimillionen nicht besser gemacht, eher das Gegenteil.
Die vorbildliche Edition, die Koch Media den NEEDFUL THINGS widmet, bringt neben der 120-Minuten-Kino- auch die über dreistündige Fernsehfassung. Sie ist ein wehmütiges Relikt aus einem Medienzeitalter, das, einschließlich der Darsteller und ihres Spiels, unwiderruflich vorbei ist. Max von Sydow verstarb am 8. März dieses Jahres.

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Needful Things | USA 1993 | Regie: Fraser C. Heston | Darsteller: Max von Sydow, Ed Harris, Bonnie Bedelia, Amanda Plummer, J.T. Walsh, Ray McKinnon, Duncan Fraser u.a.

Anbieter: Koch Media