Assassin’s Creed (2016)

Assassin’s Creed (2016)

Von Oliver Schäfer

Callum Lynch (Michael Fassbender) wird wegen Mordes hingerichtet, erwacht jedoch überraschend im Labor von Abstergo Industries in Madrid, wo die Wissenschaftlerin Sophia Rikkin (Marion Cotillard) eine Art Heilmittel gegen Gewalt sucht. ac_movie_gallery-08_249560Dies ist jedoch lediglich eine Fassade für das eigentliche Ziel von Sophias Vater und Chef Alan Rikkin (Jeremy Irons), mit Hilfe des legendären Apfels von Eden den freien Willen der Menschheit zu unterdrücken. Dieses Relikt soll Callum ihnen beschaffen. Ermöglicht wird dies durch den Animus, eine Maschine, durch die Callum die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar, einem Assassinen zur Zeit der spanischen Inquisition, durchleben und somit den Aufenthaltsort des Apfels finden soll.

Liest sich das irgendwie albern? Ist es auch. Und der Film verkompliziert diese Geschichte auf vielfältige, leider wenig befriedigende Art. Bei jeder Erwähnung des Apfels und der ihm zugesprochenen Macht muss man sich das Lachen verkneifen.

ac_movie_gallery-09_249898Ich kenne das der Geschichte zugrunde liegende Spiel von Ubisoft nicht, daher kann ich nichts zur Werktreue sagen. Für mich musste der Film also ohne jegliche Vorkenntnisse funktionieren. Und überraschenderweise tut er das, obwohl ich irgendwann während der 116minütigen Laufzeit aufgegeben habe, Sinn und Zweck der ganzen Sache im Auge zu behalten. Ich habe mich also zurückgelehnt und von Sound, Optik und Action überrollen lassen.

Was hat funktioniert? Kameramann Adam Arkapaw (TRUE DETECTIVE) hat den mittelalterlichen Teil in eine sehr schöne, an mancher Stelle allerdings zu dunkle bronzefarbene Optik getaucht, während die in der heutigen Zeit spielenden Szenen bläulich kühl gehalten sind. Die vielfach an Parcour erinnernden Actionsequenzen sind agil und mitreißend, allerdings wird der BOURNE-artige Stakkatoschnitt nicht jedem gefallen. Rasante Kamerafahrten, interessante Locations, kompetente Effekte – hier gibt es wenig zu meckern.

Das Ganze ist mit einem treibenden Score von Jed Kurzel unterlegt, der streckenweise an die exzellenten Soundtracks von Junkie XL/Tom Holkenborg zu MAD MAX: FURY ROAD und 300 – RISE OF AN EMPIRE erinnert.

ac_movie_gallery-01_248046Was hat nicht funktioniert? Die Story ist platter Unsinn, selbst unter der Prämisse, dass es sich hier um ein SciFi/Fantasy-Game handelt. Die exzellenten Darsteller sind verschwendet, insbesondere Brendan Gleeson, Charlotte Rampling und Michael K. Williams. Auch Marion Cotillard schneidet nicht viel besser ab, da das Skript ihr einfach nichts zu tun gibt als eine Menge esoterischen Unsinn zu hauchen und hin und wieder ihre Augen unter Wasser zu setzen. Jeremy Irons darf zumindest ein paar ironische Sprüche klopfen. Michael Fassbender überzeugt mimisch wie körperlich, aber auch hier bildet sich leider kein echter Charakter heraus.

Was wirklich unangenehm auffiel, ist die extreme Blutarmut dieses Films. Die Spiele werden ab 18 verkauft, während der Film durchaus ab 12 Jahren freigegeben werden könnte. Man sollte vielleicht keinen Film mit mittelalterlichen Auftragskillern drehen, wenn Schwerter, Messer, Dolche und sonstige Waffen keinen blutigen Schaden anrichten dürfen, um bestimmte Alterfreigaben zu erreichen.

ac_movie_gallery-05_248051Übrig bleibt ein rasanter Actionfilm mit cooler Optik und guten Darstellern, allerdings nimmt sich der Film viel zu ernst und schafft es nicht, eine kohärente und nachvollziehbare Geschichte zu erzählen. Zudem ist das Finale leider kein Höhepunkt, sondern tröpfelt auf eine sehr lahme Einleitung für ein Sequel zu, dessen Zukunft angesichts des bisher eher mauen US-Einspiels wohl recht fraglich sein dürfte.

Regisseur Justin Kurzel, der zuvor mit Fassbender und Cotillard bereits Shakespeares MACBETH inszenierte, hat ein Auge für Optik und liefert hier einen zwar unterhaltsamen, aber insgesamt unbefriedigenden Film ab. Schuld daran hat jedoch eher das maue Drehbuch des Autorenduos Bill Collage und Adam Cooper, hier unterstützt von Michael Lesslie. Cooper und Collage haben bereits tiefstes Mittelmaß mit Ridley Scotts EXODUS, TRANSPORTER REFUELED und DIE BESTIMMUNG – ALLEGIANT abgeliefert und sind ihrer bisherigen Qualität damit leider treu geblieben.

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Assassin’s Creed, USA 2016 | Regie: Justin Kurzel | Drehbuch: Michael Lesslie, Bill Collage, Adam Cooper | Musik: Jed Kurzel | Kamera: Adam Arkapaw | Mit: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleeson, Charlotte Rampling | Laufzeit: 115 Min. (Verleih: 20th Century-Fox)