Lizard – Die totale Mutation

Lizard – Die totale Mutation

Von Oliver Schäfer

Der Covertext des von Cinestrange Extreme unter dem „Bahnhofskino“-Label herausgebrachten Mediabooks erzählt folgendes zum Inhalt:
Peter Houseman, Professor des gentechnischen Instituts der Virginia Universität, forscht auf dem Gebiet der DNA, um das Altern der menschlichen Zellen zu stoppen. Aus Angst, seinen Forschungsauftrag zu verlieren und um rasche Ergebnisse zu erzielen, testet er sein neu entwickeltes Serum an sich selbst. Bereits nach wenigen Stunden hat er seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. In einem Anfall unbändiger Aggressivität tötet er eine Studentin. Er wird von der Polizei überwältigt und in ein Hospital gebracht. Verzweifelt versuchen die Ärzte die DNA-Reaktion zu stoppen – keine Chance. Peter altert innerhalb weniger Stunden zu einem hundertjährigen Mann. Willy, Peters Assistent und Freund, erkennt als erster, was passiert. Peter hat es geschafft, den Alterungsprozess der Zellen zu stoppen, mehr noch, die Transformation der DNA ist rückläufig. Er mutiert zurück zur Urform menschlichen Lebens, zu einem prähistorischen Monster. Als die Kreatur aus dem Hospital ausbricht, hinterlässt sie eine blutige Spur der Verwüstung. Alle Versuche der Polizei, die Bestie aufzuhalten, scheitern. Wunden von Gewehr- und Pistolenkugeln werden sofort von den unsterblichen Zellen regeneriert. Und die Kreatur entwickelt sich weiter…

Der italienische Schauspieler und Drehbuchautor Luigi Montefiori, Freunden italienischer B-Movies besser bekannt unter seinem Pseudonym George Eastman, hat sich beim Drehbuch für seine einzige offizielle Regiearbeit auf das sattsam bekannte Jekyll-Hyde-Motiv gestützt und eine nicht uninteressante Geschichte entwickelt, die jedoch als Drehbuch vermutlich ansprechender wirkte als in dieser offensichtlich an einem angemessenen Budget mangelnden filmischen Umsetzung.
Hauptdarsteller Gene LeBrock, dessen Karriere laut IMDb aus insgesamt sieben Credits besteht, liefert eine solide Leistung, ebenso wie Catharine Baranov in ihrer laut IMDb einzigen Filmrolle. Erwähnenswert ist hier noch „Black Emmanuelle“ Laura Gemser, immerhin 58 Credits, die neben dem Design der Kostüme auch einen kurzen Auftritt als verprügelte Prostituierte hat. Lustigerweise hat Frau Baranov hier mehr Nacktszenen als die sonst darauf abonnierte Frau Gemser.
Die vorhersehbare Geschichte ist recht dialoglastig, bleibt mit allerhand genetischem Blabla aber an der Oberfläche und schafft trotz recht guter Kameraführung leider auch keinen bemerkenswerten Spannungsaufbau. Besonders hinderlich daran ist der entsetzlich nervige Elektronikscore von Luigi Ceccarelli, der eintönig vor sich hinplätschert, egal was gerade auf der Leinwand passiert. Würde man die Augen schließen, hätte man garantiert andere Bilder als die des Films vor dem inneren Auge. Davon abgesehen ist leider auch der Gore-Faktor überraschend gering, da sich vieles im Off abspielt oder so gedreht ist, dass keine Effekte zum Einsatz kommen mussten.

Die langsame Verwandlung unseres Wissenschaftlers beschränkt sich überwiegend auf bunte Kontaktlinsen und ein faltiger werdendes Latexgesicht, so dass auch hier die Schauwerte eher gering ausfallen – zumindest bis zum Finale. Hier bietet uns Regisseur Eastman eine an Lächerlichkeit kaum zu überbietende Gummipuppe als Krone der rückwärtigen Genmutation an, bei deren Anblick ich spontan in brüllendes Gelächter ausbrach. Jede Ray-Harryhausen-Animation aus den 1950ern ist überzeugender als dieses wabbelige Ding. Allerdings war Harryhausens Effektbudget vermutlich schon in den 1950ern höher als das Gesamtbudget dieses Films. Die einzig nette Idee – auch die allerdings schon 1990 nicht mehr neu – findet sich in der finalen Einstellung des Films.

Insgesamt ist der Film tiefstes Mittelmaß und wird vermutlich kaum einem Zuschauer länger im Gedächtnis haften bleiben, abgesehen vielleicht vom wirklich unterirdischen Finale. Von einem Totalausfall ist er allerdings weit entfernt, da gibt es genügend Filme, die diesen locker unterbieten. Also ist zumindest für Fans von George Eastman und Laura Gemser das Anschauen wohl Pflicht.
Das schön gestaltete Mediabook, von dem es vier Coverversionen gibt, enthält sowohl Blu-ray als auch DVD. Als Extras gibt es eine Bildergalerie und ein alternatives Intro, sowie ein vierundzwanzigseitiges, schön bebildertes Booklet „Jekyll, Freud und Mutationen“ von Autor Harald Mühlbeyer, der dem Film definitiv mehr abgewinnen konnte als ich.

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Metamorphosis | Italien 1990 | Regie: George Eastman | Darsteller: Gene LeBrock, Catherine Baranov, Harry Cason, David Wicker, Jason Arnold, Stephen Brown, Laura Gemser, Anna Colona, Forrest J. Ackerman u.a.

Anbieter: Cinestrange Extreme