Panik

Panik

Von Oliver Schäfer

Terror, Panik und Entsetzen herrschen in der englischen Kleinstadt Newton! Nach einem missglückten Experiment, bei dem ein tödliches Virus aus den Labors des ortsansässigen Chemieunternehmens entwich, schleicht der Schrecken in Form einer unbeschreiblichen Bestie durch die Abwasserkanäle. Nichts und niemand ist vor ihr sicher. Können der Regierungsbeamte Captain Kirk und die Wissenschaftlerin Jane Blake den tödlichen Wahnsinn stoppen, bevor das bereits abgeriegelte Newton dem Erdboden gleichgemacht wird, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern? Ein aussichtsloser Kampf gegen die toxische Gefahr, die mordende Bestie und das Flugzeug mit Absturzkurs auf die Stadt beginnt.

„Tonino Ricci schuf im Jahre 1982 auf dem Höhepunkt der italienischen Splatterwelle diesen reinrassigen Exploitationfilm mit den Horrorstars David Warbeck und Janet Agren in den Hauptrollen. Erleben Sie die nackte PANIK nach insgesamt 25 Jahren auf dem Index in Form der weltweit erstmals verfügbaren ungekürzten HD-Fassung.“
Soweit der Covertext dieser von Anolis wieder einmal prächtig ausgestatteten Mediabook-Edition aus der Reihe „Phantastische Filmklassiker“. Neben den Blu-ray Discs mit der deutschen und der alternativen US-Fassung spendiert Anolis hier ein achtundzwanzigseitiges Booklet mit einem ziemlichen ehrlichen Text von Lars Dreyer-Winkelmann, einen Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Matthias Künnecke (nur für die US-Version), Interviews mit Roberto Ricci und Adriano Carboni, eine Bildergalerie und als Highlight ein Vintage Interview mit David Warbeck, dessen Bild- und Tonqualität leider sehr „vintage“ ausfällt, das aber trotzdem sehr interessant ist.

Der Film selbst ist leider das Gegenteil von interessant und warum hier gleich zwei Autoren nötig waren, erschließt sich dem geneigten Zuschauer auch nicht, da die Story die Komplexität eines Grundschulaufsatzes hat. Nun muss man in italienischen „Rip Offs“ aus den 1980ern meist nicht nach tiefgehender Logik, abgerundeten Charakteren oder cleveren Wendungen der Geschichte suchen, aber etwas mehr Respekt vor dem zahlenden Publikum wäre schon angebracht.

Regisseur Tonino Ricci, der seinen Namen hier wieder hinter dem Pseudonym Anthony Richmond versteckt, ist schlicht ein talentfreier Amateur, dessen Gesamtwerk aus ähnlich miesen Machwerken wie diesem besteht. Der Film strotzt vor unfreiwilliger Komik, von Panik ist weit und breit nichts zu sehen. Warum auch, geht es hier doch lediglich um eine einzige verseuchte Person, die zudem noch so dargestellt ist, also ob sie sich kaum allein auf den Beinen halten kann, geschweige denn genug Energie aufzubringen vermag, diverse Leute – meist off screen – zu töten. Zwischendurch wird eine Menge dummes Zeug geredet, die Reaktion der Regierung ist lächerlich überzogen, blanke Brüste dürfen hier und da natürlich nicht fehlen, ein Duschmord á la PSYCHO wird noch kurz abgehakt und das Finale kommt sehr abrupt.

Die herrlichste Szene spielt sich in einem Kino ab. Hier befummelt sich ein junges Pärchen. Die Blondine, deren Brüste schon halb aus dem Tank Top gerutscht sind, stoppt ihren Freund und teilt ihm mit, dass er ihr ein Eis holen soll, wenn er mehr will. Derweil stolpert das Monster hinter der Leinwand herum, zerreißt dann die Leinwand und stolpert in den Saal. Alle flüchten, bis auf die dumme Blondine, die ja schließlich auf ihr Eis wartet und nun ihr verdientes Ende findet.

Meine Hochachtung gilt David Warbeck, der sich von der versammelten Dämlichkeit nicht beeindrucken lässt und eine solide Leistung abliefert, während die schwedische Scream Queen Janet Agren es überraschend ohne Nacktszenen durch den Film schafft. Die deutsche Synchronisation hat Warbeck mit Clint Eastwoods Stimme veredelt und ihn auch ein paar sarkastisch-trockene Oneliner gegönnt. Damit erschöpfen sich leider auch schon die positiven Aspekte dieser Produktion, die durchweg von Inkompetenz, Einfallslosigkeit und vermutlich magerem Budget gekennzeichnet ist.
Ein idiotisches Machwerk, für das ich gar nicht genug saufen oder rauchen könnte, um es irgendwann gut zu finden.

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Bakterion | Italien/Spanien 1982 | Regie: Tonino Ricci | Darsteller: David Warbeck, Janet Agren, Roberto Ricci, José Lifante, Miguel Herrera, Eugenio Benito, Franco Ressel u.a.

Anbieter: Anolis Entertainment