The Vvitch - Eine Volkssage aus Neuengland

The Vvitch – Eine Volkssage aus Neuengland

Von Oliver Schäfer

Das Debut von Autor und Regisseur Robert Eggers hat zumindest in den USA ordentliche Wellen geschlagen und gutes Geld eingespielt. Das finde ich ausgesprochen erfreulich aber auch sehr verwunderlich, handelt es sich hier doch nicht gerade um mainstreamtaugliches Material.

TheWitch_PosterWorum geht es? Neuengland im 17. Jahrhundert. Eine Großfamilie wird aus religiösen Gründen aus ihrer Siedlung verstoßen und baut sich eine kleine Farm am Rande eines großen Waldes auf.
Eines Tages passt die älteste Tochter Thomasin (Anya Taylor-Joy) auf das Baby Samuel auf, als das Kind praktisch vor ihren Augen verschwindet. Die tief religiöse Mutter (Kate Dickie) verzweifelt, der Vater (Ralph Ineson) versagt bei der Jagd, das angebaute Getreide verdirbt und der Sohn Caleb (Harvey Scrimshaw) kehrt krank zurück, nachdem auch er für einige Tage verschwunden war. Die jüngeren Zwillinge Jonas (Lucas Dawson) und Mercy (EllieGrainger) bezichtigen Thomasin der Hexerei und machen sie für all das Übel verantwortlich. Und dann ist da noch Black Phillip, der schwarze Ziegenbock der Familie, zu dem die Zwillinge eine sonderbare Beziehung haben…

TheWitch_3Robert Eggers hat seine an eine neuenglische Sage angelehnte Vision ohne Rücksicht auf den aktuellen Massengeschmack umgesetzt. Die fast schwarzweiß anmutenden Bilder, die Sprache aus dem 17. Jahrhundert, das gemächliche Erzähltempo – alles eher ungewöhnliche Zutaten für einen Horrorfilm, wenn man diesen Film denn einen Horrorfilm nennen möchte. Eggers schaffte eine düstere, unheilvolle Stimmung, eine bedrückende Atmosphäre, die wenig Aussicht auf ein gutes Ende bietet. Dabei verzichtete er auf billige Showeffekte, sondern nimmt Figuren und Geschichte ernst und lässt den Zuschauer an der Perspektive seiner Protagonisten teilnehmen. Dabei werden Themen wie die extreme Gottesfürchtigkeit, unterdrückte Sexualität, mangelnde Bildung und der Glaube an Übernatürliches gestreift, ohne diese aus heutiger Sicht zu werten oder in alberne filmische Klischees abzudriften.

TheWitch_2Kameramann Jarin Blaschke hat fast ausschließlich mit natürlichem Licht gedreht, Louise Ford hat das Material ohne überflüssige Schnitte montiert und Komponist Mark Korven einen sparsamen Score beigesteuert, der mehr Sounddesign als Musik ist. Neben dem Regietalent Eggers ist Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy die Entdeckung des Films, die zwischenzeitlich auch beeindruckende Leistungen in Luke Scotts mittelprächtigem MORGAN und M. Night Shyamalans überraschendem SPLIT abgeliefert hat. Der junge Harvey Scrimshaw beeindruckt ebenfalls und die abgezehrten und wettergegerbten Gesichter von Ralph Ineson und Kate Dickie passen so perfekt zu den dargestellten harten Lebensumständen, wie alle anderen Aspekte dieser akribisch ausgestatteten und gefilmten Geschichte.

Mein Fazit: Ein ungewöhnlicher und sehenswerter Film, gleichzeitig die stilistische Fingerübung eines Regisseurs, den man im Auge behalten sollte.

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The VVitch: A New-England Folktale | Großbritannien / Kanada / Brasilien 2015 | Regie: Robert Eggers | Darsteller: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie, Harvey Scrimshaw, Ellie Grainger, Lucas Dawson u.a. | Laufzeit: 92 min.

Anbieter: Universal