Blade of the Immortal

Blade of the Immortal

Von Michael Kathe

Wie Takashi Miike seine Filme als Regisseur und oft auch als Autor und Editor in diesem halsbrecherischen Tempo realisiert, mag sein Geheimnis sein und ist natürlich beeindruckend. Leider scheinen weder Filmkritik noch interessierte Fans hierzulande bei Miikes Anzahl an Filmen wirklich mithalten zu können, und so ist das Bild des Hansdampf durch alle Genres immer noch geprägt von AUDITION, DEAD OR ALIVE und ICHI THE KILLER – die zwischen 1999 und 2001 entstanden. Warum also nicht bei Miikes hundertstem Film einen Neueinstieg wagen?

BladeOfTheImmortal_PosterDie Manga-Verfilmung BLADE OF THE IMMORTAL jedenfalls zeigt, dass Miike keine Abstriche an Stil, Eleganz und Dramaturgie macht, nur weil er schnell arbeitet. Der Film wird in poetische Bilder gebettet, was ihm nebst allen Gewaltdarstellungen eine gewisse Würde verleiht. Miike kombiniert hier Märchen und Martial Arts.

„Du hättest dich umbringen müssen, als du den Ehemann umbrachtest.“ – „Aber dann wäre die Ehefrau gestorben,“ erwidert der einsame Samurai Manij (Takuya Kimura) der geheimnisvollen Hexe Yaobikuni, die ihn pflegt, aufpäppelt und für jenen Mord mit einem Fluch belegt: Er kann erst sterben, nachdem er mehrere Hundertschaften Menschen umgebracht hat. Seine Unsterblichkeit funktioniert nach dem Prinzip einer Ekel-Reparatur des Körpers: Manij hat heilige Würmer im Blut, die abgetrennte Glieder aus den Blutbahnen heraus in nützlicher Frist wieder zusammenheilen können. Darum ist Manij insbesondere für Samurai-Schwertkämpfe bestens gerüstet.

BladeOfTheImmortal_2Erst 50 Jahre später, mit dem Kind Rin Asano (Hana Sugisaki), das ihn bittet, ihre Eltern zu rächen, erhält der Unsterbliche die Chance, seine moralischen Bedenken hintan zu stellen und die richtige Anzahl Menschen zu töten. Allerdings mit eher seltsamen, egoistischen Argumenten. Rin weiss auch, dass töten falsch ist, „doch was ist schon richtig oder falsch, wenn es um eine geliebte Person geht?“

Letztlich bringt ihn jedoch ein Überfall auf Rin dazu, sie durch nächtliche Landschaften, Wälder und kleine Städtchen zu begleiten und zu beschützen. Die Samuraitruppe der Itto-ryu, die Rins Vatermörder Kagehisa Anotsu (Sota Fukushi) dienen, lauern überall. Und in diesen Momenten wird das Historiendrama zum Glamourspektakel. Denn in BLADE OF THE IMMORTAL gibt es einen offensichtlichen Anachronismus: Die Samurai sehen alle ziemlich cool aus. Von langhaarigen Gothic-Stars und Superhelden bis zur einzigen Kämpferin im Dienste des Bösen, Makie (Erika Toda), die in ihrem violett-gelben Kleid einen delirierenden visuellen Kontrapunkt zur in dunklem braunem Holz daherkommenden Stadt Fukagawa herstellt.

BladeOfTheImmortal_3BLADE OF THE IMMORTAL ist die Geschichte einer poetischen, mittelalterlichen Reise zum Ursprung des Bösen und der Befreiung von einem Fluch. Die Stationen dieser Reise sind die Kämpfe gegen diese coolen Samurai – und da fährt Miike immer wieder atemberaubend übertriebene oder schräge Szenen auf. Makie beginnt zu weinen, nachdem sie Manij vermeintlich getötet hat, ein anderer Samurai sorgt mit ähnlichen Blutwürmern für einen unentschiedenen Kampf, ein weiterer überrascht mit seinen losen, selbst-befestigten Körperteilen und als Höhepunkt gibt es die Schlacht, in der Manij gegen Hunderte Krieger kämpft. Was in ein unglaubliches Blutbad ausartet.

Allerdings dauert der Film ganze zweieinhalb Stunden. In dieser Zeit wird einiges geboten, doch die Wechsel von gigantischen Fights und melancholischen Szenen können zwischenzeitlich auch etwas langweilen. Etwas kürzer wäre vielleicht (noch) besser gewesen, aber hey, vielleicht im nächsten Film. Wir bleiben dran, Takashi Miike.

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Blade of the Immortal, Japan 2017 | Regie: Takashi Miike | Basierend auf dem gleichnamigen Manga von Hiroaki Samura | Drehbuch: Tetsuya Oishi | Kamera: Nobuyasu Kito | Darsteller: Takuya Kimura, Hana Sugisaki, Sota Fukushi, Hayato Ichihara, Erika Toda | 141 min.

Anbieter: Ascot Elite