Mute

Mute

Von Oliver Schäfer

Berlin im Jahr 2052. Der Barkeeper Leo (Alexander Skarsgard – TRUE BLOOD) ist seit einem schweren Unfall in seiner Kindheit stumm. Da er und seine Eltern Amish sind, wurde eine mögliche Operation abgelehnt. Eines Tages verschwindet seine Freundin Naadirah (Seyneb Saleh – DEUTSCHLAND 86) spurlos. Leo begibt sich auf die Suche nach ihr und muss sich dafür in die dunkleren Ecken Berlins begeben. Verschiedene Hinweise führen ihn schließlich zu den im kriminellen Untergrund arbeitenden Army-Chirurgen Cactus Bill (Paul Rudd – ANT MAN) und Duck Teddington (Justin Theroux – THE LEFTOVERS). Deren Verbindung zu Naadirah löst eine Kette dramatischer Ereignisse aus.

Mute_PosterFalls jemand noch irgendwo ein altes Drehbuch herumliegen haben sollte, scheint man das gerade gut bei Netflix unterbringen zu können. Genau das hat Duncan Jones offenbar getan mit seinem Drehbuch zu MUTE. Dieses Skript sollte eigentlich sein erster Film werden, aber Jones musste seine Pläne ändern, da MUTE von allen Studios abgelehnt wurde. Als Ergebnis lieferte Jones stattdessen 2009 mit MOON einen SF-Klassiker ab und legte 2011 mit dem originellen SF-Thriller SOURCE CODE nach. 2016 folgte dann ein künstlerischer und finanzieller Fehlschlag mit dem Augenkrebs verursachenden CGI-Monster WARCRAFT. Und mit seinem neuen Werk MUTE folgt nun leider die nächste Enttäuschung, auch wenn der Film für mich einen Fortschritt gegenüber WARCRAFT bedeutet.

Mute_3Hier erzählt Jones eine ziemlich chaotische Geschichte mit mehreren Handlungssträngen, die sich einfach nicht zu einem großen Ganzen verbinden wollen. Im Grunde ein klassischer Film Noir, rechtfertigt nichts an der Geschichte das in mehrerer Hinsicht an BLADE RUNNER erinnernde SF-Setting. Daran könnte man sich abarbeiten, aber das ist sicher das geringste Problem dieses Films und sorgt zumindest für eine hübsche Optik. Und Berlin ist als futuristischer Schauplatz auch mal eine Abwechslung zu den sonst üblichen amerikanischen Megastädten.

Alexander Skarsgard macht das Beste aus seiner undankbaren Rolle als stummer Barkeeper, sein Leo ist aber schlicht kein sonderlich interessanter Charakter. Er ist stumm, sein Temperament geht manchmal mit ihm durch und er ist schwer verliebt. Sehr viel interessantere Rollen haben Justin Theroux als pädophiler Chirurg Duck und besonders Paul Rudd in einer für ihn sehr ungewöhnlichen Rolle als Cactus. Rudd und Theroux sind so ziemlich die einzigen, die hier als Charaktere für Farbe und Abwechslung sorgen. Dabei wird Ducks pädophile Neigung allerdings bedenklich locker thematisiert.

Mute_2Trotz eines stummen Hauptakteurs ist MUTE ein ausgesprochen geschwätziger Film. Da er Leo keine Worte in den Mund legen konnte, scheinen Jones und sein Co-Autor alle anderen Rollen mit zusätzlichen Dialogen ausgestattet zu haben. Viele Entwicklungen sind recht vorhersagbar, was einem Film Noir generell nicht gut tut. Naadirahs großes Geheimnis ist schnell erkennbar, manche Motivation einzelner Charaktere ist dagegen gar nicht nachvollziehbar. Die verschiedenen sexuellen Anspielungen sind zudem eher plump und stereotyp geraten.

Bester Moment ist ein Cameo von MOON-Hauptdarsteller Sam Rockwell auf einem alten Flatscreen, umringt von einem ganzen Haufen Klone seiner selbst. Eine der enttäuschendsten Sequenzen ist eine unfassbar träge gefilmte Variante der klassischen FRENCH CONNECTION-Verfolgungsjagd.

Insgesamt ist MUTE somit ein eher unbefriedigendes Erlebnis, zudem mit 126 Minuten auch überlang.

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Mute, USA 2018 | Regie: Duncan Jones | Drehbuch: Michael Robert Johnson, Duncan Jones | Musik: Clint Mansell | Kamera: Gary Shaw | Schnitt: Barrett Heathcote, Laura Jennings | Mit: Alexander Skarsgard, Paul Rudd, Justin Theroux, Robert Sheehan, Noel Clarke, Jannis Niewöhner, Rob Kazinsky, Seyneb Saleh, Dominic Monaghan, Sam Rockwell | Laufzeit: 126 Min.