Alien: Covenant
Von Oliver Schäfer
Das Raumschiff „Covenant“ ist mit Tausenden in Tiefschlaf versetzten Kolonistenpaaren auf dem Weg zum Planeten Origae-6, um dort eine menschliche Kolonie aufzubauen. Die Crew wird zur Reparatur eines Sonnensegelschadens aufgeweckt, bei der der Captain (James Franco) sein Leben verliert. Parallel dazu wird ein verzerrter Funkspruch von einem nahegelegenen Planeten aufgefangen, dessen Atmosphäre und geologische Gegebenheiten anhand der vorliegenden Daten viel bessere Lebensbedingungen bieten würde als das eigentliche Ziel der Reise. Nach einigen Diskussionen entscheidet sich die Crew, dem Funkspruch nachzugehen und den Planeten zu erkunden. Dabei infizieren sich zwei Crewmitglieder mit Sporen der aus PROMETHEUS bekannten schwarzen Flüssigkeit – und der Abzählreigen kann beginnen.
Ridley Scotts PROMETHEUS war ein Film voller hochfliegender Ideen in grandioser Optik, allerdings bevölkert von überwiegend strunzdummen Charakteren und einer eher lockeren Verbindung zur ALIEN-Saga. ALIEN: COVENANT setzt die Geschichte fort und vertieft die ALIEN-Verbindung in gewohnt opulenter Ausstattung und der verlässlichen Bildgestaltung von Scotts Stamm-DP Dariusz Wolski und Cutter Pietro Scalia. Als akustisches Beiwerk hat Komponist Jed Kurzel den klassischen ALIEN-Score von Jerry Goldsmith aktualisiert.
Scott hat eine interessante Darstellerriege versammelt, angeführt von einem fantastischen Michael Fassbender, dessen Androiden-Doppelrolle ein neues Modell namens Walter und das alte Modell David umfasst, deren Namensgebung sicher auf die Produzenten Walter Hill und David Giler anspielen soll. Fassbender brilliert hier in einem nuancenreichen Wechselspiel beider Charaktere. Neben Fassbender hat überraschend der Comedian Danny McBride (TROPIC THUNDER) die interessanteste Rolle, während Katherine Waterston (INHERENT VICE) und Billy Crudup (WATCHMEN) das Beste aus dem Wenigen zu machen versuchen, was das Script ihnen an die Hand gibt. Demian Bichir (HATEFUL EIGHT), Carmen Ejogo (SELMA) und Jussie Smollett (EMPIRE) müssen sich mit noch weniger begnügen, während James Francos Auftritt wohl eher als Cameo zu sehen ist.
Wenn man bedenkt, dass sämtliche Charaktere in ALIEN echte Typen mit klar zuzuordnenden Eigenschaften waren, ist die flache Charakterzeichnung sowohl in PROMETHEUS, als auch in COVENANT besonders enttäuschend. Zu viele vermeintlich kluge Menschen treffen zu viele dumme Entscheidungen. Zudem besitzt der Film eine atemberaubend überraschungsfreie Plattheit, mit der nach und nach die einzelnen Crewmitglieder getötet werden. Sowohl von Drehbuchautor John Logan (SKYFALL, GLADIATOR) als auch von Regisseur Scott erwartet man einfach mehr Raffinesse.
All diesen Kritikpunkten (und weiteren unerwähnten) zum Trotz hat Scott einen unterhaltsamen, optisch bestechenden und technisch perfekten Film abgeliefert, der zwar nicht als Ganzes funktioniert, jedoch in einzelnen Sequenzen überzeugt und einige hochklassige Setpieces zu bieten hat. Zu den besten Szenen gehört eine Diskussion zwischen Waterston und Crudup, deren Thema dem Film mehr Tiefe hätte verleihen können, wenn Scott es nicht gleich wieder hätte fallen lassen. Packend ist der Kampf mit dem Xenomorph auf dem Transportshuttle. Das Zusammentreffen der beiden von Fassbender dargestellten Androiden ist beunruhigend perfekt inszeniert und erinnert an Jeremy Irons verstörende Doppelrolle in Cronenbergs DEAD RINGERS. Der finale Twist ist zwar absehbar, in seiner kalten Bösartigkeit aber auch faszinierend konsequent.
Gore-Fans werden bei den äußerst brutalen ALIEN-Sequenzen auf ihre Kosten kommen und Fans von BLADE RUNNER werden vielleicht einige interessante Parallelen zu Scott Replikanten-Klassiker feststellen können, dessen Sequel übrigens mit Michael Green einen Drehbuchautor ausweist, der für ALIEN: COVENANT die Story geschrieben hat. Diese Parallelen sind hoffentlich nur Fanservice oder Zufall und kein Plan, ein ALIEN/BLADE RUNNER-Universum zu schaffen…
Fazit: Ein zwiespältiges Vergnügen, weniger polarisierend als PROMETHEUS, aber ebenso frustrierend.
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Alien: Covenant, USA / UK / Australien / Neuseeland / Kanada 2017 | Regie: Ridley Scott | Drehbuch: Dante Harper, John Logan | Story: Michael Green, Jack Paglen | Kamera: Daruisz Wolski | Schnitt: Pietro Scalia | Ausstattung: Chris Seagers | Musik: Jed Kurzel | Mit: Michael Fassbender, Katherine Waterston, Billy Crudup, James Franco, Guy Pearce, Carmen Ejogo, Demian Bichir, DannyMcBride, Jussie Smollett, Amy Seimetz | Laufzeit: 122 Min. (Verleih: Twentieth Century Fox)