To Be Takei

To Be Takei

Von Jochen Plinganz

Seine Kindheit im Zweiten Weltkrieg verbrachte der in Los Angeles geborene George Takei, Sohn japanischer Einwanderer, in einem US-Konzentrationslager. Später hielt der bühnenbegeisterte Jungmime seine Homosexualität geheim und wurde als Hikaru Sulu in der SF-Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE und den späteren Kinofolgen berühmt.

Nach anfänglichen STAR TREK-Witzeleien wähnte ich mich zunächst in einer kirren Fandom-Huldigung an den Steuermann des legendären Raumschiffes und wollte bereits abschalten. Doch dann brachen die beiden großen Themen des inzwischen 77-jährige Kaliforniers, dem Akteur und Aktivist, durch: Sein Engagement für Bürgerrechte – die Gleichberechtigung Homosexueller, sowie das Erinnern an rassistisches Unrecht.

to.be.takei.2014.coverIn Jennifer M. Kroots biografischem Porträt von George Takei erzählt dieser selbst davon, wie er seine Würde wahrte: 120.000 Amerikaner mit japanischen Wurzeln wurden nach dem Überfall auf Pearl Harbor 1941 entrechtet, deportiert und wie Kriegsgefangene mit der ganzen Familie jahrelang in Lagern interniert. Eine schreckliche Erfahrung, die Takei mit dem erfolgreichen Musical „Allegiance“ persönlich aufarbeitet.

Als Kleindarsteller, vornehmlich in TV-Serien – belegt mit vielen Filmausschnitten -, musste er nicht nur rassische Stereotypen darstellen, auch behielt er seine wahre sexuelle Orientierung für sich – in dem Klima gesellschaftlicher Intoleranz wäre seine Karriere beendet gewesen, bevor sie richtig begonnen hätte. Dass er all diese Herausforderungen meisterte, nimmt für den unverwüstlich optimistischen, fröhlichen Charakter ein.

Nach zähem Kampf in der kalifornischen Schwulenbewegung für die Homoehe heiratet er seinen langjährigen Lebensgefährten und Manager Brad, wahrlich nicht der einzige bewegende Moment einer zwischen heiter und ernst oszillierenden, durch Takeis Lebenszeit locker pendelnden Doku. Geschickt und selbstbewusst nutzt er seinen Celebrity-Status als Markennamen, um sich für Freiheit, demokratische Werte und Menschenwürde einzusetzen.

Ein Mann, der seinen Starruhm liebt und vom Comicon-Nerdvolk und Trekkies begeistert empfangen wird: Die SF-Saga blitzt immer wieder auf, nicht nur in Kommentaren der Original-Darsteller, sondern auch unter homosexuellen Gesichtspunkten. Und doch hat Takei, symbolisch im (showmäßig ausgetragenen) Disput mit William Shatner, dieses Image weit hinter sich gelassen – ein Schaffensfreudiger mit sieben Millionen Facebookfans, der als offenherziges Idol ein imponierendes Vermächtnis hinterlässt.

Erschienen auf Komm & Sieh

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To Be Takei, USA 2014 | Regie: Jennifer M. Kroot | Mit: George Takei, Brad Takei, Walter Koenig, u.a. | Laufzeit: 94 Minuten, noch kein deutscher Verleih.