An einem Freitag in Las Vegas
Von Gerd Naumann
Dass Regisseur Antonio Isasi-Isasmendi zum europäischen Genrekino einige beachtliche Beiträge geleistet hat ist unbestritten. Erinnert sei nur an den Entführungsthriller SUMMERTIME KILLER (1972) oder das Horst-Buchholz-James-Bond-Imitat UNSER MANN AUS ISTANBUL (1965). Dennoch sind diese Filme bislang kaum für Heimmedien ausgewertet worden. Es ist also eine kleine Sensation, dass Media Target den 1968 entstandenen AN EINEM FREITAG IN LAS VEGAS in ihr Programm aufgenommen haben.
Der ehemals durch Constantin Film verliehene Streifen ist vordergründig eine der vielen europäischen Koproduktionen jener Kinotage, in denen Kriminal-, Action-, Abenteuer- und Agentenfilmstoffe die Leinwand dominierten. Und doch hebt er sich durch die prominente Besetzung ab. Die bezaubernde Elke Sommer und die Hollywood-Exilanten Lee J. Cobb sowie Jack Palance in einem Film zu sehen, das ist erfreulich. Letztere spielen Rollen, die gegen ihr sonstiges Profil gerichtet sind. Gerade Jack Palance als Ermittler sorgt für absurde Momente, in denen seine archaische Mimik und der Dialog recht eigenwillig miteinander korrespondieren. Ein Fehlgriff ist dagegen die Besetzung der Hauptrolle mit dem eigenartig farblos agierenden Gary Lockwood.
Gleich zu Beginn nimmt der Film ungewöhnliche Fahrt auf. Der von Jean Servais gespielte Gangster Gino gerät auf freien Fuß. Er plant schon das nächste große Ding, wird aber von der Polizei gestellt und erschossen. Sein Bruder Tony, Gary Lockwood, führt den Plan dann aus. Es soll ein Geldtransporter ausgeraubt werden, dafür bändelt er mit der Sekretärin des Unternehmens an. Da diese von Elke Sommer gespielt wird, sind einige Schauwerte garantiert… Der Coup ruft allerdings Jack Palance, seines Zeichens Ermittler des Schatzamtes, auf den Plan. Er verdächtigt Lee J. Cobb alias Unternehmer Skorsky. Schnell wird klar, dass ein ursprünglich bombensicheres Unternehmen auf einmal tödlich enden kann…
Im Grunde ist Isasi-Isasmendis Film ein RIFIFI (1955) im Wüstensand, allein die Besetzung mit Jean Servais ist eine überdeutliche Reminiszenz. Bezog Jules Dassins Meisterwerk ein Gutteil der Spannung aus der legendären, in aller Detailverliebtheit gezeigten Einbruchssequenz, ist die spektakuläre Entführung des Geldtransporters der Höhepunkt von AN EINEM FREITAG IN LAS VEGAS. Der Rest ist leider etwas zerfasert, was vor allem an der Spiellänge liegt. Mit über zwei Stunden ist der Film für die im Drehbuch enthaltenen Finten etwas zu lang geraten. Es darf vermutet werden, dass den prominenten Hauptdarstellern entsprechende Leinwandpräsenz zugestanden werden durfte. Das aber sollte kein Hindernis sein, diesen Film nicht zu genießen. Er hat alles, was an Werken der 1960er Jahre liebenswert und goutierbar ist. Die schmissige Big-Band-Musik von George Garvarentz sorgt für einen Hauch „Swinging Sixties“, die Bildästhetik atmet das europäische Genrekino und die deutsche Kinosynchronfassung bietet vertraute Stimmen.
Die DVD ist qualitativ gelungen. Media Target ist zu danken, dass sie den originalen deutschen Titelvorspann übernommen haben. (Das Fehlen dieser Vorspänne ist leider ein großes Manko zahlreicher Wiederveröffentlichungen.) An Zusatzmaterial wird einiges geboten, darunter ein Booklet mit Reproduktionen des originalen deutschen Werbematerials. Auf der DVD finden sich zudem eine Bildergalerie, Trailer sowie Kino- und Rundfunkwerbungen.
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Las Vegas, 500 milliones | D/FRA/ITA/SPA 1968 | Regie: Antonio Isasi-Isasmendi | Darsteller: Gary Lockwood, Elke Sommer, Lee J. Cobb, Jean Servais, Georges Géret, Jack Palance u.a.
Anbieter: Media Target
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