Hidden – Die Angst holt dich ein
Von Oliver Schäfer
Claire (Andrea Riseborough) und Ray (Alexander Skarsgård) haben sich zusammen mit ihrer kleinen Tochter Zoe (Emily Alyn Lind) vor 301 Tagen in einen unterirdischen Schutzraum geflüchtet, nachdem eine verheerende Seuche ausgebrochen ist. Die im Schutzraum lagernden Vorräte haben ihnen bislang das Überleben gesichert, denn an die Oberfläche trauen sie sich nicht. Dort ziehen von Zeit zu Zeit, wegen ihrer rasselnden Atemgeräusche „Breather“ genannte Gestalten umher, die anscheinend nach Überlebenden suchen.
Aber gibt es überhaupt Überlebende? Sind „Breathers“ vielleicht die einzigen Überlebenden und von der Seuche verwandelte Menschen? Mit einem selbstgebauten Periskop werfen die drei ab und zu einen Blick auf die Oberfläche. Dort bietet sich allerdings nur ein Bild der Zerstörung. Allmählich gehen die Vorräte zur Neige, auch dank der Mithilfe einer Ratte, die sich in diverse Dosen hineingefressen hat. Als auch noch ein Feuer ausbricht und der Rauch durch die Einstiegsluke abzieht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ihre schützende Behausung verlassen müssen – entweder um auf Nahrungssuche zu gehen oder um vor den „Breathern“ zu flüchten.
Die Duffer Brothers, denen Netflix den aktuellen Serienhit STRANGER THINGS verdankt, haben hier ein klassisches Endzeitszenario im Kammerspielformat geschaffen. Der Film beginnt ruhig und lässt sich Zeit mit der Entwicklung seiner Geschichte. Nach und nach werden Details sichtbar, ohne den wirklichen Grund ihres unterirdischen Aufenthalts zu offenbaren. Erst mit der Flucht aus dem Schutzraum wird die Vorgeschichte per Rückblende erzählt. Und damit nimmt der Film gehörig an Fahrt auf, verliert aber auch durch diverse nun folgende Wendungen allerhand an Glaubwürdigkeit.
Skarsgard und Riseborough liefern erwartungsgemäß solide Leistungen ab und einerseits muss man auch Emily Alyn Lind loben, weil sie verschiedene emotionale Herausforderungen glaubhaft darstellt. Andererseits – meine Güte, was für eine nervtötende Rotzgöre und ein Paradebeispiel dafür, warum ich Kinder in Horrorfilmen oder Thrillern hasse. Sie kreischen im falschen Augenblick und haben Asthma aber leider ihr Spray verloren. Oder sind so ekelhaft altklug, dass man sie am liebsten innerhalb der ersten Filmminuten dem jeweiligen Bösewicht opfern möchte, damit man sich dann auf den Film konzentrieren kann. Aber das ist sicher Geschmackssache…
Man kann seine Zeit erheblich schlechter verbringen, als mit diesem Werk. Die Grundidee gefällt, die Umsetzung ist kompetent gemacht, die Darsteller sind glaubwürdig, das Setting gelungen und die kurze Laufzeit schadet auch nicht. Zwei oder drei unlogische Wendungen weniger und der Film hätte eine kleine Perle sein können.
___________________________________________________________________
Hidden, USA 2015 | Regie: Matt & Ross Duffer | Darsteller: Alexander Skarsgård, Andrea Riseborough, Emily Alyn Lind, Steven Elliot, Heather Doerksen, William Ainscough, David Lewis u.a.
Anbieter: Warner Home Video
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.