Planet der toten Seelen

Planet der toten Seelen

Von Gerd Naumann

Mit der „Rache der Galerie des Grauens“ ging die beliebte Anolis-Edition vor kurzem in die dritte Runde. Neben anerkannten Klassikern des Science-Fiction- und Horrorgenres finden sich in der Auswahl ebenso kleine, fast der Vergessenheit anheimgefallene Zelluloidfunde, die es wiederzuentdecken gilt. So auch Roger Cormans WAR OF THE SATELLITES (PLANET DER TOTEN SEELEN, 1958), der mit prominenten Vertretern des amerikanischen B-Kinos glänzen kann. Vorweg: WAR OF THE SATELLITES ist sicherlich kein unverzichtbarer Schlüsselfilm des Science-Fiction-Kinos, bietet aber gepflegte Unterhaltung. PLANET-CoverDie Spannung erzeugt Corman, den beschränkten Mitteln des Budgets geschuldet, weniger durch Spezialeffekte oder eine ausgeklügelte visuelle Inszenierung, sondern konzentriert sich auf die Dialoge. Diese sind in ihrer Kernigkeit geradezu beispielhaft für die Dialoggestaltung der guten alten Zeit und wirken wie aus einem zeitgenössischen Hörspielskript entnommen. Die deutsche Fassung aus dem Jahr 1963 überträgt die Sprachebene des Films nicht nur durch angemessen kreative Übersetzungen, sondern auch durch prägnante Sprecher. Überhaupt ist es vor allem die deutsche Fassung, durch die die DVD von Anolis interessant wird. Der damalige Verleih Mercator war mit der knapp einstündigen Spielzeit der Originalversion nicht zufrieden und drehte zusätzliche Spielszenen mit deutschen Darstellern. Hierzu zählte neben Klaus Kindler, Ursula Herwig und Werner Uschkurat auch Horst Naumann – allesamt Darsteller, die ehedem in Münchener Synchronstudios ein- und ausgingen.

PLANET-03In Cormans Werk geht es um ein amerikanisches Raumfahrtprogramm, dessen Zielstellung es ist, Satelliten in die Umlaufbahn zu schießen. Nachdem mehrere Raketenstarts erfolgslos und für die Besatzung tödlich verlaufen sind, steht das Projekt in der Kritik. Als wäre das allein noch nicht genug, übernimmt eine fremde außerirdische Macht Besitz von einem der führenden Wissenschaftler… Die zusätzlichen deutschen Spielszenen fügen sich erstaunlich schlüssig in das Gesamtkonzept von Cormans Ursprungsversion ein. Diese bieten einen hintergrundvertiefenden Prolog zum Geschehen und fallen qualitativ nicht wesentlich von der Vorlage ab. Das vor allem auch, weil Hauptfilm und zusätzlich gedrehte Szenen vorwiegend in geschlossenen Räumen spielen… Überhaupt gelang Corman im Grunde ein Film über die karge Schönheit von Bürofluren, die ob des futuristischen Settings die Wunderwelten der Imagination zum Schwingen bringen. Eine nackte Wand ist eine nackte Wand, eine nackte Wand im Inneren eines Raumschiffs aber ist Kinomagie. Da verzeiht man es dem deutschen Verleih, dass der Titel PLANET DER TOTEN SEELEN irreführend ist, denn von einem solch finsteren Örtchen ist hier weit und breit nichts zu sehen…

PLANET-04Die DVD von Anolis bietet den Film wahlweise in der deutschen Verleihversion wie auch der amerikanischen Kinofassung, der Ton liegt jeweils in Deutsch oder in Englisch vor. Die deutsche Version läuft knapp vierzehn Minuten länger als die Originalfassung, zudem lässt sich hier optional ein Vorwort von Darsteller Horst Naumann hinzuschalten. Der fundierte Audiokommentar von Ingo Strecker, der auch einen Text für das beiliegende Booklet verfasst hat, und Robert Zion, diverse Trailer, eine Bildergalerie sowohl der zeitgenössische Werberatschlag und das Filmprogramm runden die handverlesenen Beigaben ab.

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War of the Satellites, USA 1958, R: Roger Corman, D: Dick Miller, Susan Cabot, Richard Devon, Eric Sinclair, Michael Fox, Robert Shayne, Jered Barclay, John Brinkley, Tony Miller u.a.

Anbieter: Anolis Entertainment