Boys from County Hell

Boys from County Hell

Von Shamway

Gute Voraussetzungen, wenn ein Vampirfilm in Irland handelt. Ist das Land doch voller seltsamer Legenden und düsterer Pubs, meint der Schreiber, der noch nie im wunderschönen, grünen Irland war. In der (fiktiven) Provinzstadt Six Mile Hill heißt denn auch schon das lokale Pub „Stoker“, benannt nach dem berühmten Bram, weil er hier angeblich nicht nur übernachtet hat, sondern seine Dracula-Figur auch gleich von der dort ansässigen Abhartach-Legende abgeleitet hat (eine Theorie übrigens, die von der Literaturforschung seit zwei Jahrzehnten durchaus ernst diskutiert wird).

Legende? Natürlich nicht, denn unter dem Steinhaufen in Six Mile Hill, der sowieso wegen einer neuen Straße abgerissen werden soll (Globalisierung weckt böse Geister), wird auf einmal wieder einer lebendig, an den niemand mehr glaubte. Auch hier ein bißchen Globalisierung: Die heimischen Teenager zeigen einem Backpacker-Paar gegen Geld den Steinhaufen, machen Witze, und hey, bald schon wird Abhartach erweckt.

Aber Vorsicht: Abhartach lässt das Blut quasi telekinetisch fließen. Er braucht keine Beißerchen, damit Blutströme aus Menschen entweichen. Trotzdem gibt‘s liebevolle Enthauptungen und Aufspießungen, die manchmal kleinere Schockeffekte auslösen können. Trotzdem ist der Film selten gruslig, dafür immer mal recht witzig. Denn BOYS FROM COUNTY HELL ist als Komödie angelegt und mag von der britischen Art her durchaus an SHAUN OF THE DEAD erinnern. Die beiden Kumpels Eugene und William (Jack Rowan, Fra Free) haben nichts anderes zu tun, als im „Stoker“ den ganzen Tag rumzutrinken. William will nach Australien auswandern (wieder Globalisierung – als Rahmenthema von Dorfgemeinschaften wohl nicht wegzudenken), Eugene soll mit der Baufirma seines Vaters Francie (Nigel O’Neill) die Autobahn über den Grabhügel rollen lassen. Ein liebevoll porträtierter Dorfcast vervollständigt die süße, typisch britische (sorry: irische) Komödie mit Coolnessfaktor.

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Boys from County Hell, Irland / UK 2020 | Regie & Drehbuch: Chris Baugh | Kamera: Ryan Kernaghan | Musik: Steve Lynch | Darsteller: Jack Rowan, Nigel O’Neill, Louisa Harland, Michael Hough, John Lynch, Fra Fee | Laufzeit: 88 Min.