Mystery Road – Verschwunden im Outback, 1. Staffel

Mystery Road – Verschwunden im Outback, 1. Staffel

Von Shamway

Mitten im australischen Outback sind zwei Männer spurlos verschwunden. An ihrem Pickup sind die Türen geöffnet, der Tank leer. Der städtische Cop Jay Swan (Aaron Pedersen) übernimmt den Fall zusammen mit der älteren, lokalen Polizeichefin Emma James (Judy Davis, die einst in so wunderbaren Filmen wie Cronenbergs NAKED LUNCH oder BARTON FINK der Coen-Brüder spielte). Swan ist der aufmerksamere, bessere Detektiv, von indigener Abstammung und, wie es sich für einen etwas neumodischeren Filmcop gehört, natürlich leicht soziopathisch veranlagt. Die Weisse Emma ist umgänglicher, organisierter, behält die Ruhe und wird rundum respektiert. Additional Coolness Factor: Emma ist alt wie Miss Marple, aber nicht der Großmamityp, sondern modern und umsichtig.

Bei den Verschwundenen handelt es sich um die beiden Farmarbeiter Marley (Aaron L. McGrath) und Reese (Connor Van Vuuren), die sich – Überwachungskameras zufolge – an einer Tränke, die sie morgens noch überprüften, geprügelt haben. Reese ist weiß, seine Freundin Shevorne (Tasia Zalar) ist Aborigine. Shevorne wurde vor vielen Jahren vergewaltigt und ihr vermeintlicher Peiniger wurde nach Jahren Haft gerade in dieser Woche entlassen. Doch das ist erst eine der möglichen Fährten im kleinen indigenen Dorf Pettersen. Noch ein paar Verdächtige kommen ins Spiel. Nach intensiveren Verhörmethoden findet Jay auch heraus, dass Reese am Rodeo Drogen verticken wollte. Und nicht zuletzt ist Emma die Schwester des Großfarmbesitzers Tony Ballantyne (Colin Friels), dessen Ländereien ein Geheimnis bergen. Und wir ahnen, dieses unbekannte Geheimnis birgt eine bedeutungsvolle Begebenheit in der Vergangenheit, aus der heraus sich die Lösung des Falles erschließt.

MYSTERY ROAD macht wie auch der Indianerreservats-„Western“ WIND RIVER die tristen Lebensumstände zum Thema, aus denen die Kriminalfälle entstehen: Drogen, Armut, soziale Verelendung. Auch Jay ist von diesen Problemen nicht frei. Erst taucht seine Tochter auf, die man irgendwie vernünftig beschäftigen muss (oder gleich im Motelzimmer sitzen lassen), es folgt deren Mutter, die Ex-Frau. Auch intelligente, vernünftige Menschen haben ständig Konflikte und Streitereien.

Es sind die Menschen und die Ambiance des australischen Outbacks, die diese Kriminalstory tragen. Das Vergnügen, dem Leben von Aborigine und Weißen auf dem Land beizuwohnen, macht die Story fesselnd. Die hat zwar nicht die Dichte, die Tiefe und das ästhetische Level von TOP OF THE LAKE, aber bleibt spannend auf hohem Niveau. Produziert wurde die Serie vom indigenen Multitalent Ivan Sen, der die Figur des Cops Jay Swan als Regisseur und Drehbuchautor, Musiker, Kameramann und Cutter bereits im gleichnamigen Film MYSTERY ROAD (2013) und in dessen Fortsetzung GOLDSTONE (2016) durch die Aborigineswelten schickte. Für die Serie MYSTERY ROAD ließ er die (ebenfalls indigene) Rachel Perkins Regie führen. Sie verlieh der australischen Einöde nun einen etwas weniger deprimierenden Look. Im australischen Fernsehen lief im letzten Sommer übrigens die zweite, ebenfalls sechsteilige Staffel – man darf gespannt sein, auch wenn Judy Davis nicht mehr dabei ist, weil Swan mit einem anderen örtlichen Cop zusammenarbeiten muss.

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Mystery Road, Australien 2018 | Regie: Rachel Perkins, Wayne Blair, Warwick Thornton| Drehbuch Steven McGregor, Kodie Bedford, Timothy Lee u.a.| Musik: Antony Partos, Matteo Zingales | Darsteller: Aaron Pedersen, Judy Davis, Aaron L. McGrath, Wayne Blair, Colin Friels, Tsia Zalar, Madeleine Madden | Laufzeit: 6 Folgen à 57 Min.