Blood runs cold

Blood runs cold

Von Oliver Schäfer

Um sich von einem stressigen Jahr zu erholen, nimmt sich die erfolgreiche Sängerin Winona (Hanna Oldenburg) eine Auszeit. Diese will sie in einem von ihrem Manager gemieteten Haus in der Nähe ihres Heimatortes verbringen. Bei einem Kneipenbesuch trifft sie ihren Verflossenen Richard (Patrick Saxe) und lädt ihn und seine Freunde für eine kleine Party in ihr Haus ein. Nach allerhand Alkohol und etwas Sex müssen die Freunde am nächsten Morgen feststellen, dass sie scheinbar nicht allein sind. Die Heizung des Hauses und Winonas Auto sind beschädigt, im Haus hören sie merkwürdige Geräusche und nach und nach wird die Gruppe auf blutige Art dezimiert. Ihre Auszeit hatte Winona sich anders vorgestellt, doch nun muss sie sich mit allen Mitteln gegen einen scheinbar unmenschlichen Gegner wehren.
Kenn ich, weiß ich, war ich schon – so könnte ich diesen angeblich für magere 5.000 Dollar gedrehten Schwedenslasher umschreiben, der eine bereits tausendfach gesehene Horrorgeschichte erzählt, ohne dem Genre etwas Neues hinzuzufügen. Der Covertext bemüht den Vergleich mit FREITAG DER 13. und HALLOWEEN, dem dieser Film aber weder durch seine Story, noch durch eine auch nur annähernd vergleichbare Spannung gerecht wird. Rein optisch erinnert der Killer an MY BLOODY VALENTINE, aber damit erschöpfen sich auch schon die Gemeinsamkeiten mit irgendwelchen Klassikern des Genres. Die Story ist löchrig, die Handlungen und Reaktionen unserer Protagonisten sind häufig unerklärlich, das Tempo variiert und der Film findet keinen echten Rhythmus. Von Anschlussfehlern, einer Menge offener Fragen und dem doch ziemlich abrupten Ende will ich gar nicht reden.
Angesichts der Tatsache, dass sie eigentlich nichts zum Arbeiten haben, agieren die Darsteller relativ solide, die Kameraarbeit ist bemerkenswert gut gelungen und mancher Effekt muss sich vor erheblich teureren Produktionen nicht verstecken. Diese positive Aspekte machen aus BLOOD RUNS COLD zwar keinen guten Film, aber einen gewissen Unterhaltungswert kann ich ihm nicht absprechen, der sich mit etwas nebenbei konsumiertem Alkohol sicher noch steigern lässt.
Das im schön gestalteten Mediabook eingeheftete Booklet sollte man vor dem Film lesen. Die vielen Anekdoten von Regisseur und Co-Autor Sonny Laguna (PUPPET MASTER – THE LITTLEST REICH) über die Umstände und Schwierigkeiten beim Dreh, sowie die Tatsache, dass er sich nicht zu schade ist, alle Defizite seines Films selbst zu benennen, lässt die Beurteilung des fertigen Films dann doch etwas milder ausfallen.
Anolis hat für diese No-Budget Produktion wieder ein schönes Mediabook mit DVD und BR in vier verschiedenen Coverversionen spendiert. Die Extras sind mager, aber bei einem derart „billigen“ Film erwartet sicher niemand ein üppiges Making Of. Stattdessen bekommt man eine Behind-the-scenes-Featurette, Trailer, Teaser, eine Bildergalerie und das amüsante und informative Booklet.
Eigentlich kann ich BLOOD RUNS COLD nicht empfehlen, aber da ich ihn direkt im Anschluss an den vor unterirdischer Stupidität strotzenden THE CURSE OF DRACULA geschaut habe, ist dieser Film geradezu eine Sternstunde der Filmgeschichte. Und nach dem Lesen des Booklets ist das Ganze auch schon wieder ziemlich sympathisch, also – warum nicht?

___________________________________________________________________

Blood runs cold | Schweden 2011 | Regie: Sonny Laguna | Darsteller: Hanna Oldenburg, Ralf Beck, Andreas Rylander, Patrick Saxe, Elin Hugoson, David Liljeblad u.a.

Anbieter: Anolis Entertainment