Like Father, Like Son

Like Father, Like Son

Von Jochen Plinganz

Die Familiengeschichten von Hirokazu Koreeda (NOBODY KNOWS) mögen mit einfachen Mitteln klassischer Arthauskonventionen gestaltet sein, ihre leise Sensibilität stellt Gefühls- und Lebenslagen dafür vielschichtig und umsichtig dar. Das Ringen mit allen emotionalen Schwierigkeiten ist auch in diesem Werk gewiss vorhersehbar, aber besonnen ausgestaltet: Zwei Kinder wurden bei der Geburt vertauscht, ihre Familien erfahren davon erst sechs Jahre später und willigen in einen Rücktausch ein – der sich als kaum zu bewältigende innere Herausforderung erweist.

like.father.like.son.2013.coverDer Titel ist reine Ironie: Aus der Sicht des erfolgreichen Architekten Ryota (Masaharu Fukuyama) zerbröckeln Gewissheiten, dass nicht Blutsverwandtschaft, sondern Erziehung einen Großteil der Ähnlichkeiten ausmachen, derweil er selbst nach seinem lieblosen Vater gerät. Etwas didaktisch stellt Koreeda eine privilegiert-kühle Einzelkindfamilie samt Klavierstundenqualen einer vielköpfig-chaotischen, aber warmherzigen Geringverdienerfamilie gegenüber. Mit der klaren Präferenz für Heim statt Hotel, Nähe statt Ferne, Liebe statt Strenge.

Aber auch wenn er darauf fokussiert, was man für Geld nicht kaufen kann und damit das Denken über Klasse und Stand in Japan einer deutlichen Kritik unterzieht, gibt es genug weitere, feingliedrige Facetten in der mit großer Zurückhaltung aufgefächerten, tränenreichen Tragödie. Der Diskurs über Gene und Gesellschaft und zwei konträre Erziehungsphilosophien bietet nicht Thesen, sondern Entwicklungen. Im vielfältigen Detail lernt ein Vater seine Überzeugungen zu überdenken, seinen Sohn nicht als Ebenbild seines narzisstischen Ichs zu sehen und statt einer (juristischen) Klage die Kooperation zu suchen. Der Lohn: das schichtübergreifende Zusammenfinden zweier Familien.

Erschienen auf Komm & Sieh

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Soshite chichi ni naru (Like Father, Like Son) Japan 2013 | Regie/Buch: Hirokazu Koreeda | Mit: Masaharu Fukuyama, Machiko Ono, Yôko Maki, u.a. | Laufzeit: 121 Minuten, Verleih: Film Kino Text (Kinostart: 25.09.2014).