Psycho Goreman

Psycho Goreman

Von Oliver Schäfer

Als die Geschwister Mimi und Luke beim Spielen zufällig einen uralten, außerirdischen Herrscher aus seinem Grab befreien, hätte es böse enden können. Glücklicherweise kriegt die aufgeweckte Mimi aber auch den magischen Edelstein in ihre Finger, mit dessen Hilfe sich der brutale Warlord kontrollieren lässt. Das kuriose Gespann bringt mächtig Wirbel in das Provinznest und sorgt für einige Kollateralschäden. Als dann noch die Anführer des Universums mitkriegen, wer da zu neuem Leben erwacht ist, ist die Kacke vollends am Dampfen! Die extraterrestrischen Besucher liefern sich auf der Erde den ultimativen Kampf der Galaxien.
Soweit die Inhaltsangabe von Koch Media. Regisseur/Autor/Produzent/Cutter/Effektdesigner Steven Kostanski (THE VOID) hat mit seinem trashigen Monsterfilm eine Idee umgesetzt, die er schon seit Jahren mit sich herumtrug. In den vergangenen Jahren machte er sich in Horrorkreisen einen Namen mit LEPRECHAUN RETURNS und THE VOID, um nun seine alte Idee mit wenig Geld aber viel Einfallsreichtum auf die Leinwand zu zaubern. Ganz klar in der No-Budget-Tradition von Roger Corman, Full Moon oder Troma beheimatet, liefert Kostanski hier eine absurde SciFi-Monsterstory, aufgepeppt mit allerhand, nicht immer zündendem Wortwitz, angemessenen Mengen von Blut und Schleim, nostalgischen praktischen Effekten und einer Menge Latex. Mit viel Liebe zum Detail brennen Kostanski und seine Mitstreiter hier ein Feuerwerk an schrägen Monsterdesigns, Gummianzügen, Stop Motion, Green Screen, Modelltricks und Animatronics ab.

Neben dem generellen 90er-Feeling des Films, gibt es eine Menge Referenzen auf Filme aus der Hochzeit der Amblin-Schmiede wie GOONIES oder GREMLINS, Cormans BATTLE BEYOND THE STARS, Verhoevens ROBOCOP oder auch die POWER RANGERS. Die wichtigste Inspiration lieferte jedoch die Clive Barker Verfilmung von RAWHEAD REX, wie Kostanski im auf der Disc enthaltenen Interview erklärt. Der altmodische Charme der Effekte hilft über manche Schwäche der Geschichte hinweg, deren dürftige Substanz gelegentlich zu einigen Längen führt. Darüber hinaus ist Hauptdarstellerin Nita-Josee Hanna als Mimi eine echte Nervensäge, die mit ihrer dominant-unbeherrschten Art nach und nach praktisch jede Sympathie verspielt – also eine jener altklugen Rotzgören, denen ich gerne mal nach fünf Minuten Laufzeit den sofortigen Filmtod an den Hals wünsche. Ihr Bruder Luke (Owen Myre) ist mit seiner sympathisch zurückhaltenden Art erheblich erträglicher. Besonders gelungen dagegen ist der auch in Ausnahmesituationen sehr entspannte Vater Greg, dargestellt von Adam Brooks, der schon für diverse Kostanski-Produktionen vor der Kamera stand. Das Highlight des Films ist allerdings der von Robert Homer gespielte Cop Vince, den ein ziemlich übles Schicksal ereilt und der als Bio-Cop endet, eine Figur die Homer auch schon in Kostanskis gleichnamigen Kurzfilm von 2012 dargestellt hat. Das ist herrlicher Slapstick.

Charakterentwicklungen und Motivationen stehen hier eindeutig nicht im Vordergrund, was aber auch vom Zielpublikum sicher nicht erwartet wird. Vielmehr scheinen Kostanski und seine Crew ihrem inneren zwölfjährigen freien Lauf gelassen zu haben, um einen humorigen Genremix mit allen Zutaten zu füllen, für die man sich als jugendlicher Horrorfan begeistern kann. Kleineren Schwächen und einer nervigen Hauptrolle zum Trotz, funktioniert der Film überraschend gut und sorgt zumindest bei Freunden trashiger B-Ware für nostalgische und amüsante Unterhaltung.

Die enthaltenen Specials umfassen einen Audiokommentar des Regisseurs, eine Deleted Scene, Trailer und eine Bildergalerie. Besonders interessant sind jedoch die Interviews mit Regisseur, Cast und Crew, sowie das Behind-the-scenes-Segment. Hier werden interessante Hintergründe zur Entstehung des Films geliefert und nebenbei erkannt man, dass alle Beteiligten offenbar großen Spaß an den Dreharbeiten hatten. Insgesamt also ein Fest für Fans.

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Psycho Goreman | USA 2020 | Regie: Steven Kostanski | Darsteller: Nita-Josee Hanna, Owen Myre, Matthew Ninaber, Steven Vlahos, Adam Brooks, Alexis Kara Hancey, Kristen MacCulloch, Robert Homer, Alex Chung, Matthew Kennedy u.a.

Anbieter: Koch Media