Uncorked

Uncorked

Von Oliver Schäfer

Der stille und nachdenkliche Elijah (Mamoudou Athie, BLACK BOX) arbeitet im Barbecue-Grill seines Vaters Louis (Courtney B. Vance, PROJECT POWER). Seine wahre Leidenschaft ist jedoch guter Wein. Neben dem Job im Grill arbeitet er im örtlichen Weinladen, um seinem eigentlichen Ziel naherzukommen – ein professioneller Sommelier zu werden.
Sein Vater hält das für sinnlose Zeitverschwendung, zumal er den Grill gern an seinen Sohn übergeben möchte, um sich mit seiner gerade von einer Krebserkrankung genesenen Frau Sylvia (Niecy Nash, SELMA) zur Ruhe setzen zu können. Doch Elijah setzt sich mit Unterstützung seiner Mutter durch und bewirbt sich für ein Diplom als Master-Sommelier. Schnell stellt sich heraus, dass er sowohl den nötigen finanziellen, als auch den zeitlichen Aufwand arg unterschätzt hat. Besonders die für das Diplom nötigen Auslandsaufenthalte kann er nur mit Mühe bezahlen. Als dann seine Mutter einen Rückfall hat und Elijah nach Hause zurückkehren muss, scheint sein Traum am Ende zu sein.
Prentice Perrys Debut ist auf den ersten Blick die Standardgeschichte eines jungen Mannes, der aus seiner Familie und seinem bisherigen Leben ausbricht, um seinen Traum zu verfolgen. Und so kommt das ebenfalls von Perry verfasste Drehbuch auch um einige Klischees nicht herum. Doch die Ernsthaftigkeit, mit der die Geschichte erzählt wird, das ungewöhnliche Sujet der Sommelier-Ausbildung und besonders die herausragenden darstellerischen Leistungen sorgen für genügend Ablenkung von mancher vorhersehbaren Wendung.
Denn hier punktet der Film richtig. Allen voran ist Mamoudou Athie zu nennen, der jeder Szene eine überzeugend zurückhaltende Glaubwürdigkeit verleiht. Athie liefert beeindruckende Schauspielkunst, die immer natürlich und nie forciert wirkt. Courtney B. Vance spielt einen wunderbar entschlossenen Vater und liebenden Ehemann, während Niecy Nash trotz einer eher undankbaren Rolle brilliert. Dieses Trio überspielt mühelos alle im Drehbuch vorhandenen Klippen und man verzeiht zum Beispiel Sylvias Krebsrückfall, der Elijah etwas plump noch ein paar zusätzliche Steine in den Weg zum Sommelier legt. Bemerkenswert sind hier auch die natürlichen, authentischen Dialoge und die immer wieder eingestreuten, trockenhumorigen Kommentare einiger Charaktere.
Insgesamt ist UNCORKED sicher keine große Filmkunst, dafür aber durchweg unterhaltsam, sympathisch, glaubwürdig und einfach mitreißend toll gespielt. Darauf einen Château Lafite-Rothschild. Zum Wohl.

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Uncorked | USA 2020 | Regie: Prentice Penny | Darsteller: Mamoudou Athie, Courtney B.Vance, Lashun Pollard, Sasha Compere, Niecy Nash u.a.

Anbieter: Netflix