Luz

Luz

Von Oliver Schäfer

„Während sich eine junge Taxifahrerin blutend in ein Polizeirevier schleppt, begegnet Polizeipsychologe Dr. Rossini in einer Bar der geheimnisvollen Nora, die ihn äußerst merkwürdig anflirtet: sie erzählt von ihrer alten Freundin Luz, die vor Jahren auf einer chilenischen Klosterschule das rebellische Potential von Teufelsbeschwörungen entdeckte. Mitten im eigenartigen Gespräch der beiden klingelt Dr. Rossinis Piepser. Die Polizei braucht dringend seine Hilfe. Eine Taxifahrerin wurde verletzt und ohne Erinnerung aufgegriffen.
Der Name des mutmaßlichen Opfers: Luz.“ Soweit die offizielle Inhaltsangabe der Edition, die Bildstörung als Nr. 034 in der Drop-Out-Reihe veröffentlicht hat. Wie immer in dieser Reihe, findet der Sammler hier ein gut ausgestattetes Paket mit einem schönen Booklet und umfangreichen Extras. Wer direkt bei Bildstörung die limitierte Edition bestellt, erhält zusätzlich noch exklusiv die Soundtrack-CD dazu.

Der Film selbst – gedreht in körnigem 16-mm-Cinemascope-Format – ist eine eigenwillige Mischung aus Giallo-Einflüssen der 1970er Jahre, einer guten Prise Peter Strickland und einer ordentlichen Dosis Experimentaltheater. Autor- und Regisseur Tilman Singer hat hier eine komplexe, sich über mehrere Bild- und Tonebenen erstreckende Erzählstruktur gewählt, die zumindest einen interessanten und ungewohnten Ansatz darstellt. Dabei arbeitet Singer viel mit Sounddesign, surrealistischen Bildausschnitten und langen Tracking Shots. Das wirkt mitunter etwas forciert, sorgt aber auch für manche optische Überraschung und unterstreicht die alptraumartige Stimmung des Films.

Die Story selbst eröffnet sicherlich vor allem interpretationsfreudigen Zuschauern vielfältige Deutungsmöglichkeiten, ist in diesem Sinne eine regelrechte Fundgrube. Mir selbst hat sich da leider eher wenig erschlossen. Wie so oft bei gehypten Festival-Hits, fehlt mir das Verständnis für die dort ausgelöste Begeisterung. Weder formal noch erzählerisch überzeugend, ist dies im wahrsten Sinne des Wortes eine Fingerübung, ein Ausprobieren der filmischen oder grundsätzlich visuellen Möglichkeiten. Als Abschlussfilm eines Kunststudenten kann ich durchaus Potential erkennen, allerdings hält sich der Unterhaltungswert in Grenzen, trotz der kurzen Laufzeit von siebzig Minuten. Letztlich fühlte ich mich – vielleicht sogar sehr passend – wie nach einem Alptraum. Man ist froh, daraus erwacht zu sein.

Die Blu-ray wie auch die DVD-Edition von Bildstörung ist vollgepackt mit Zusatzmaterial, die einen guten Einblick in die Produktion von Singers Film geben. Das Making of ist mit knapp 74 Minuten selbst in Spielfilmlänge und begleitet die Entstehungsgeschichte des Films von den ersten Ideen bis hin zur Premiere. Das allein rechtfertig schon den Kauf der Scheibe, denn hier lässt sich wirklich erleben, wie ein Independentfilm entsteht. Ein Audiokommentar von Singer und seinem Produktionsdesigner Dario Méndez Acosta, Teaser sowie zwei Kurzfilme runden diese Edition ab.

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Luz | Deutschland 2018 | Regie: Tilman Singer | Darsteller: Luana Velis, Johannes Benecke, Jan Bluthardt, Lilli Lorenz, Julia Riedler, u.a.

Anbieter: Bildstörung/Drop Out Cinema