Killing Ground

Killing Ground

Von Oliver Schäfer

Ian (Ian Meadows) und Samantha (Harriet Dyer) befinden sich auf einem Campingtrip und wollen Silvester und den Beginn des neuen Jahres entspannt an einem See verbringen. Hier campierte Ian früher auch mit seinem Vater. Dort angekommen stellen sie fest, dass sie den kleinen Strand nicht für sich allein haben, da dort bereits ein großes Zelt steht. Von den anderen Campern ist allerdings keine Spur zu sehen. Am nächsten Tag sind beide schon etwas verwundert darüber, dass die anderen Camper auch über Nacht nicht zurückgekommen sind, machen sich aber auch keine großen Gedanken darum. Tags darauf – noch immer sind die anderen Camper nicht aufgetaucht – schauen beide in das verlassene Zelt. Dort ist offensichtlich alles durchwühlt worden. Nun doch beunruhigt, wollen beide in die Stadt fahren und die Polizei informieren. Doch ein Reifen ihres Wagens ist platt und für den Wagen der anderen Camper findet sich kein Schlüssel. Und plötzlich steht ein verängstigtes Kleinkind vor ihnen…

Cover KILLING GROUNDIn einer im Verlauf des Films immer wieder einsetzenden Rückblende erzählt der Film die Geschichte einer anderen Familie, bestehend aus Margaret (Maya Stange), Bob (Julian Garnier), der Teenietochter Em (Tiarnie Coupland) und dem Kleinkind Ollie (Liam & Riley Parkes) – den verschwundenen Campern. Parallel dazu lernen wir die beiden Taugenichtse German (Aaron Pedersen) und Chook (Aaron Glenane) kennen, einen eiskalten Ex-Knacki und seinen ihm wie ein Hund hinterherlaufender Kumpel. Der geübte Backwood-Horrorkenner kann nun theoretisch Eins und Eins zusammenzählen… Aber Regisseur und Autor Power hat in seinem Spielfilmdebüt trotzdem ein paar nette Überraschungen im Ärmel.

KILLING GROUND 03Die parallele Erzählstruktur ist sehr gut umgesetzt und lässt sich angenehm viel Zeit, bis sie bei den blutigen Details der Geschichte ankommt. Zudem steigert die langsame Annäherung der drei Erzählstränge die Spannung ungemein, da der Zuschauer Ian und Samantha immer ein Stück weit voraus ist. Man kennt also schon das drohende Unheil, kann aber (natürlich) nichts tun.
Das Ganze wäre fast banal, wenn es nicht so effektiv wäre. Überhaupt kommt dem Film die Unaufgeregtheit zugute, mit der Power seine Geschichte erzählt. Darüber hinaus gibt es weder vermeintlich witzige Sprüche, noch verlässt sich der Film auf plumpe Jump Scares oder sonstige billige Tricks.

KILLNG GROUND 04Als Ian und Samantha sich schließlich aktiv gegen ihre Peiniger zur Wehr setzen, bleibt auch das angenehm normal. Die getroffenen Entscheidungen sind nicht rational durchdacht, sondern entspringen der Angst und der Panik. Selbst hier unterläuft der Regisseur zuweilen mit kleinen Details die Erwartungen, die man sonst an einen konventionellen Slasher hat. Die hierzulande unbekannten Darsteller überzeugen durchweg und der Score von Leah Curtis unterstützt zurückhaltend das Geschehen. Simon Chapmans (THE LOVED ONES) Kamera liefert Bilder in schönstem Breitformat, die mit langsamen Zooms und ruhigen Schwenks an Dean Cundeys Arbeiten für John Carpenter erinnern. Die Freigabe ab 18 Jahren suggeriert möglicherweise mehr Blut, als man tatsächlich im Film vorfindet, aber auch hier ist wieder die Banalität der Taten schockierender, als es Großaufnahme von Eintrittswunden oder Ähnlichem überhaupt sein könnten.

Damien Power hat mit diesem Film ein überzeugendes Debüt abgeliefert und sein Film darf sich gern mit James Watkins Thriller EDEN LAKE messen, der eine ähnlich bösartige Geschichte höchst effektiv und konsequent erzählt.

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Australien 2016 | Regie: Damien Power | Darsteller: Harriet Dyer, Ian Meadows, Stephen Hunter, Aaron Pedersen, Tiarnie Coupland, Maya Stange, Mitzi Ruhlmann, Julian Garnier u.a.

Anbieter: Busch Media