Killers

Killers

Von Max Renn

Gibt es eigentlich noch einen Japaner ohne privaten Folterkeller? Bei der Flut an solchen Filmen zweifelt man ernstlich daran. So darf auch Nomura (Kazuki Kitamura, KILL BILL plus THE RAID 2), Ästhet und Frauenverstümmler, eine Gefangene tothämmern und den GUINEA PIG-Snuff-Clip ins Netz stellen. Der US-Investmentbanker, einem AMERICAN PSYCHO nicht unähnlich, ist eine Lifestyle-Bestie in Tokio, favorisiert Hochkultur und Menschenfleisch in Scheibchen. Anschließend zersetzt er die Leichen in SADO-Säurewannen und lehrt via Laptop den fassungslosen indonesischen Kameramann Buya die Kunst des Tötens. Der will als Rächer für das Gute kämpfen und mächtigen Kinderschändern das Handwerk legen.

killers.2014.coverDen zuletzt für Horror-Anthologien wie THE ABCs OF DEATH oder V/H/S 2 tätigen Kimo Stamboel und Timo Tjahjanto, alias The Mo Brothers (MACABRE), schwebt in ihrem vorgeblich letzten gemeinsamen Werk ein Essay über Gewalt und Trauma vor. Ihr verkrampfter Versuch eines Brutalo-Schockers, dessen Blutbarbarismen öfter mal brechreizerregend ausfallen, gerät zum verlogenen bis degoutanten Unfug. Die Studie über unser Verhältnis zu Gewalt zwischen Attraktivität und Abscheu interessiert sich nicht im geringsten für Figuren oder Story, sondern nur ihre Pointen. Weshalb in dem aufs Exemplarische abgemagerten Plot alles unnatürlich und aufgesetzt wirkt.

Protagonist Buya (Oka Antara, ebenfalls aus THE RAID 2) agiert so dämlich, das es weh tut – als blutiger Amateur steht er nur blöd im Weg herum. Jede seiner Szenen ist lächerlich. Nomura hingegen fällt so überzogen diabolisch aus wie die Floristin Hisae (Rin Takanashi, LIKE SOMEONE IN LOVE) naiv. Die Regie zerdehnt das Geschehen extrem, so als würden sich die formelhaften Wendungen allein dadurch in Arthauskino verwandeln. Das Erzähltempo ist eine 137-minütige Geduldsprobe, die sich ausgefeilt gibt und doch nur furchtbar plumpen Krampf über Weltekel und Tötungslust vertickt.

KILLERS gibt eine weltanschauliche Tiefe vor, die er nicht hat: Er ringt seinem Sujet nur plakative, abgedroschene Einsichten ohne einen Funken Neues ab. Übel wird es immer dann, wenn die Ventile intensiv aufdrehen und nichts als Geschrei, Gebrüll, Gekreisch und Geheul produzieren. Das plustert sich ganz groß bedrohlich auf und beweist, wie ungeeignet diese inszenatorischen Mittel für die Intention sind. Fürwahr eine Tragödie für mitfühlende, eine Komödienqual für Mitdenkende.

Erschienen auf Komm & Sieh

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Killers, Indonesien/Japan 2014 | Regie: Kimo Stamboel, Timo Tjahjanto, Buch: Takuji Ushiyama, Timo Tjahjanto | Mit: Rin Takanashi, Oka Antara, Kazuki Kitamura, u.a. | Laufzeit: 137 Minuten, noch ohne deutschen Verleih.