Mandy

Mandy

Von Oliver Schäfer

Shadow Mountains, 1983. Der Waldarbeiter Red Miller (Nicolas Cage – FACE/OFF) lebt friedlich mit seiner Freundin Mandy Bloom (Andrea Riseborough – OBLIVION) auf einem abgelegenen Waldgrundstück. Bei einem ihrer ausgedehnten Spaziergänge läuft Mandy an dem Van einer Sekte um den abgedrehten Sektenführer Jeremiah (Linus Roache – PRIEST) vorbei. Jeremiah meint in Mandy etwas Besonderes zu erkennen und überfällt gemeinsam mit seinen Jüngern (u.a. Ned Dennehy und Richard Brake – PEAKY BLINDERS) das Haus von Red und Mandy. Dann führt Jeremiah mithilfe einer undefinierbaren Flüssigkeit und eines Wespenstachels ein merkwürdiges Ritual an Mandy durch, um anschließend die Frage zu stellen: „Magst Du die Carpenters“?

Mandy_PosterJeremiah versucht die halluzinierende Mandy zu verführen. Die reagiert jedoch nicht wie gewünscht auf die Hypnose und macht ihn vor den versammelten Jüngern lächerlich. Dafür muss sie büßen, indem sie bei lebendigem Leib verbrannt wird, während Red hilflos zusehen muss.

Nicolas Cage ist heutzutage nicht zwingend ein Garant für filmische Qualität, schafft es aber in ungefähr jedem zehnten mehr oder weniger billig heruntergekurbelten Film, eine bemerkenswerte Leistung abzuliefern. Mandy ist einer dieser Filme, in denen Cages ganze Bandbreite von zurückhaltend und introvertiert bis zu hysterisch kreischend sinnvoll zur Geltung gebracht wird. Wobei ich über das Wort „sinnvoll“ vielleicht nochmal nachdenken sollte, angesichts dieses eigenartigen filmischen Werks.

Regisseur Panos Cosmatos (Sohn von Regisseur George P. Cosmatos – RAMBO 2, CASSANDRA CROSSING, TOMBSTONE) lässt sich anfangs viel Zeit mit seiner kruden Mischung aus schwarzhumorigem LSD-Trip und mit Elementen aus Horror und Fantasy durchsetztem Rachethriller.

Mandy_3Die Geschichte selbst gibt nur wenig her und wird statt mit Substanz eher mit optischen Gimmicks wie Farbfiltern, Stroboeffekten und einer Menge Nebel aufgepeppt. Aber die Story ist auch eher unwichtig. Hier geht es mehr um die Erfahrung, die halluzinogene Optik und eine Huldigung der Horrorfilme der 80er mit ihren grobkörnigen Bildern und abstrusen Geschichten. Dabei wird, mal mehr und mal weniger dezent, auf Klassiker von HELLRAISER über TEXAS CHAINSAW MASSACRE bis FREITAG DER 13. referenziert, allerdings ohne deren eindrückliche Qualitäten zu erreichen.

Nein, gruselig ist hier eigentlich nichts, da die Geschichte zu absurd ist und der Film sich nicht ernst genug nimmt. Zudem mäandert Cosmatos´ Erzählweise zu sehr vor sich hin, bis er im letzten Drittel Fahrt aufnimmt für ein durchaus furioses Finale mit Kettensägenduell und ähnlichen Boshaftigkeiten.

Mandy_2Schaut man sich die Kritiken auf Rottentomatoes.com an, so wird man aktuell von einem Score von 92% überrascht. Das kann ich beim besten Willen nicht unterschreiben. Aber vielleicht hätte ich auch ein paar bewusstseinserweiternde Substanzen zu mir nehmen müssen, um die Qualitäten des Films vollständig genießen zu können. Ausgestattet mit klarem Kopf und einer gewissen Vorfreude, fand ich den Film entschieden zu lang und stilistisch zu unentschlossen. Insofern war dieses Erlebnis trotz der guten Darsteller und punktuell origineller Ideen insgesamt zwar sehenswert, aber letztlich eher unbefriedigend.

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Mandy, USA/UK/Belgien 2018 | Regie: Panos Cosmatos | Drehbuch: Panos Cosmatos, Aaron Stewart-Ahn | Musik: Johann Johannson | Kamera: Benjamin Loeb | Schnitt: Brett W. Bachman | Darsteller: Nicolas Cage, Andrea Riseborough, Linus Roache, Ned Dennehy, Olwen Fouéré, Richard Brake, Bill Duke, Line Pillet, Hayley Saywell | Laufzeit: 121 Min.