Spectral

Spectral

Von Oliver Schäfer

In einem osteuropäischen Land tobt ein Bürgerkrieg. Eine amerikanische Einheit wird dezimiert, allerdings nicht von gegnerischen Soldaten, sondern von einer unsichtbaren Macht, die nur durch die Spezialbrillen sichtbar wird, die der Ingenieur Clyne (James Badge Dale – WORLD WAR Z) entwickelt hat. Clyne wird von seinem Vorgesetzten (Stephen Root – GET OUT) ins Kriegsgebiet geschickt, um die Truppe von General Orland (Bruce Greenwood – 13 DAYS) bei der Aufklärung zu unterstützen. Zusammen mit einem Trupp Elitesoldaten und der CIA-Beamtin Madison (Emily Mortimer – SHUTTER ISLAND) fährt er ins Kampfgebiet. Mit einer hyperspektralen Spezialkamera beobachtet er den Hinterhalt, in den die Soldaten unter Führung Captain Sessions (Max Martini – PACIFIC RIM) geraten. Bei den Angreifern scheint es sich um Geister zu handeln, die man mit regulären Waffen nicht töten kann. Nun muss Clyne sich etwas einfallen lassen, wie man diesem unerwarteten Gegner die Stirn bieten kann.

Spectral_PlakatLegendary Pictures, regelmäßiger Lieferant von Big Budget Kino wie Nolans BATMAN-Trilogie, KONG SKULL ISLAND oder GODZILLA, hat hier rund 70 Millionen Dollar für ein strunzdummes Machwerk verpulvert, das es nicht ins Kino, sondern lediglich auf die Streamingserver von Netflix geschafft hat. Sicherlich die beste Entscheidung bei diesem Wrack, das an der Kinokasse vermutlich kläglich und vollkommen zu Recht gescheitert wäre.

Wir haben einige bekannte Darsteller aus der zweiten Reihe, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste aus den mageren Rollen herausholen. Allerdings werden sie von einer hanebüchenen Story im Stich gelassen, deren technisches Gebabbel über Bose-Einstein-Kondensate zwar einen pseudo-wissenschaftlichen Unterbau erhält, im Zusammenhang mit der erzählten Geschichte jedoch einfach lächerlich wirkt.

Der ganze Ablauf der Geschichte passiert absurd schnell und der Knaller ist die Sequenz, in der Clyne aus allem möglichen militärischen Equipment innerhalb kürzester Zeit diverse Pulswaffen herstellt, die die Kondensat-Geister zerstören können. MacGyver lässt grüßen… Das Ganze ist aber in solcher Ernsthaftigkeit gedreht, dass man nicht mal darüber schmunzeln kann.

Spectral_3Regieneuling Nic Mathieu wird vermutlich nicht so bald wieder auf dem Regiestuhl sitzen und Autor George Nolfi (BOURNE ULTIMATUM) hat sich mit der lächerlichen Geschichte auch nicht mit Ruhm bekleckert. Technisch ist der Film ok, ohne an irgendeiner Stelle sonderlich zu glänzen. Bojan Bazellis (THE LONE RANGER) Kamera liefert entfärbte graue Bilder, Tom Holkenborgs (MAD MAX: FURY ROAD) Score ist unaufdringlich und sofort nach Ende des Films vergessen. Praktisch so wie der gesamte Film, der ungefähr so gehaltvoll ist wie kondensiertes Wasser.

Definitiv kein Kandidat der Sorte „So schlecht, dass es schon wieder gut ist“.

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Spectral, USA 2016 | Regie: Nic Mathieu | Drehbuch: George Nolfi, nach einer Story von Ian Fried und Nic Mathieu | Musik: Tom Holkenborg (Junkie XL) | Kamera: Bojan Bazelli | Schnitt: Jason Ballantine | Mit: James Badge Dale, Emily Mortimer, Bruce Greenwood, Max Martini, Cory Hardrict, Clayne Crawford, Gonzalo Menendez, Ursula Parker, Stephen Root | Laufzeit: 107 Min.

Anbieter: Twentieth Century Fox