Überleben - Ein Soldat kämpft niemals allein

Überleben – Ein Soldat kämpft niemals allein

Von Oliver Schäfer

In einem nicht näher spezifizierten Land (vermutlich Irak oder Afghanistan) sollen der Scharfschütze Mike (Armie Hammer – THE SOCIAL NETWORK) und sein Partner Tommy (Tom Cullen – WEEKEND) ein hochrangiges Ziel eliminieren. Das Treffen in der Wüste entpuppt sich als heimliche Hochzeitsfeier und Mike wird von Skrupeln geplagt. Er beschließt nicht zu schießen und verrät versehentlich durch Sonnenspiegelungen in seinem Zielfernrohr ihr Versteck. Beide werden unter Feuer genommen und müssen zu Fuß zur Abholzone fliehen. Der Weg führt durch ein Minenfeld und Tommy wird schwer verletzt, nachdem er auf eine Mine getreten ist. Mike will ihm zu Hilfe kommen, als auch er auf eine Mine tritt. Um zu überleben, darf er seinen Fuß nicht von der Mine heben….

Mine_PosterDieses Kriegsdrama reiht sich ein in ähnlich gelagerte, auf eine einzelne Location begrenzte Projekte der jüngeren Zeit, wie z.B. BURIED mit Ryan Reynolds, ALL IS LOST mit Robert Redford oder THE SHALLOWS mit Blake Liveley. Diese Beschränkung auf einen einzigen Schauplatz und auf eine scheinbar ausweglose Situation kann funktionieren. Hier funktioniert sie nicht.

Schon die Ausgangssituation ist unglaubwürdig. Der Profi hat Skrupel wegen der Hochzeit, trotz der Bestätigung, dass er einen Terroristenführer vor sich hat? Der Profi hantiert sorglos mit dem Präzisionsgewehr herum, ohne den Winkel der Sonneneinstrahlung und mögliche Spiegelungen berücksichtigt zu haben? Mike soll 52 Stunden auf der Mine stehen bleiben? Die Army hat keine Möglichkeit für eine frühere Rettung? Die Schießerei zum Schluss? Nächtliche Angriffe wilder Hunde und ein starker Sandsturm, die trotzdem Mikes Fuß auf der Mine stehen lassen?

Würde ich an Wunder glauben, dann könnte das für mich funktionieren, schließlich gibt es auch unglaubliche historisch verbürgte Vorkommnisse, wie sie z.B. Mel Gibson im vergangenen Jahr in HACKSAW RIDGE dargestellt hat. Aber diesem Film kaufe ich das nicht ab, zumal er zwei Ziele verfolgt, die man dem doppeldeutigen Originaltitel MINE entnehmen kann. Einmal die physische Bedrohung der Tretmine und zum zweiten geht es um Mikes Innenleben und den Versuch, mit sich und seinem Leben Zuhause ins Reine zu kommen. Dieser Teil der Geschichte wird mit durch Hitze und Dehydrierung hervor gerufene Halluzinationen in Rückblenden eingefügt. Das ist streckenweise durchaus interessant, insgesamt aber ziemlich prätentiös.

Armie Hammer gibt eine gute Vorstellung, kann den Film aber nicht aus dem tiefen Mittelmaß retten. Tom Cullens Rolle ist zu kurz, um wirklich Eindruck zu hinterlassen und Annabelle Wallis (PEAKY BLINDERS) hat schlicht nichts zu tun. Die beiden Erstlings-Regisseure zeigen durchaus Talent und haben ein gutes Gespür für Optik und die Weite – und gleichzeitige Enge – des sandigen Schauplatzes. Technisch gibt es nichts auszusetzen, dramaturgisch bietet der Film nicht genug, um die in diesem Fall überlangen 107 Minuten zu rechtfertigen.

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Mine, Italien / Spanien / USA 2016 | Regie und Drehbuch: Fabio Guaglione, Fabio Resinaro, | Kamera: Sergi Vilanova Claudin | Musik: Luca Balboni, Andrea Bonini | Mit: Armie Hammer, Tom Cullen, Annabelle Wallis, Clint Dyer, Geoff Bell, u.a. | Laufzeit: 107 Min.