Dreamscape – Höllische Träume

Dreamscape – Höllische Träume

Von Marco Geßner

Der deutsche Titel weckt sofort Erinnerungen an den ersten Auftritt von Freddy Krüger in NIGHTMARE – MÖRDERISCHE TRÄUME, ebenfalls im Jahre 1984 entstanden. Und auch wenn das Cover eine berechtigte Brücke zu Christopher Nolans INCEPTION schlägt, so sind die Parallelen zwischen DREAMSCAPE und NIGHTMARE doch erstaunlich. Sicherlich, beide Filme nähern sich ihrem Sujet von unterschiedlichen Punkten. In Wes Cravens Horrorfilm ist das Böse in der Traumwelt eingeschlossen und kann so aus dem Jenseits heraus noch Macht über seine Opfer gewinnen. Joseph Rubens Film kommt als Verschwörungsthriller daher und startet auf einer pseudowissenschaftlichen Ebene. Cover-DREAMSCAPE(Undurchsichtige) Charaktere benutzen hierbei die Träume anderer Menschen, um Dinge zu beeinflussen, in positiver wie negativer Hinsicht. Darauf aufbauend nähert sich DREAMSCAPE im Laufe der Handlung immer näher an die Alptraumwelten eines Herrn Krüger an. Wenn am Ende die irrationale Logik eines (Alp-)Traumes zelebriert wird, dann werden aus den beiden Filmgeschwistern nahezu Zwillinge, in dem einzig die Bedrohungen unterschiedliche Gesichter haben. Auch das Einweben eines gesellschaftlichen Kontextes teilen sich die Filme: hier die Angst vor der nuklearen Katastrophe, dort das Verdrängte der Elterngeneration, das zur Bedrohung der Jugend wird.

DREAMSCAPE-03DREAMSCAPE hat in punkto Dramaturgie durchaus seine kleinen Schwächen, sodass geübte Zuschauer schneller Zusammenhänge erahnen als sie präsentiert werden. Ruhig in seiner Exposition verlässt sich der Film in der ersten Stunde fast ein wenig zu sehr auf der Erkundung seiner phantastischen Grundidee, bevor ein konkretes Bedrohungsszenario etabliert wird. Überwiegend präsentiert er sich jedoch gut gealtert und versteht auch heute noch zu wirken. Christopher Plummer, Max von Sydow, Dennis Quaid sowie Eddie Albert sorgen für darstellerische Finesse und fügen sich mit der visuellen Umsetzung der Alpträume zu einem doch harmonischen Ganzen. Unschwer zu erraten, stellen die Traumlandschaften die Höhepunkte des Streifens dar und geben ein sehr anschauliches Beispiel für die Effektkunst der frühen 80er Jahre. Mögen die Tricks als solche auch sichtbar sein, so ist festzuhalten, dass sich gerade im Sichtbaren die Kreativität und Leidenschaft der SFX-Crew spiegelt. Wer ein Faible dafür mitbringt, darf sich u.a. am Schlangenmann sattsehen, der in einer Kombination aus Suit-Motion, Stop-Motion sowie mechanischen und optischen Tricks zum Filmleben erweckt wurde. DREAMSCAPE ist somit ein charmanter Vertreter des Science-Fiction-/Thriller-/Horrorkinos der 80er Jahre.

DREAMSCAPE-04Für die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray hat Turbine die leicht gekürzte hochauflösende US-Vorlage verwendet und die dort fehlenden Szenen aus einer guten SD-Quelle ergänzt. Tatsächlich nimmt man den geringen Qualitätsabfall (insgesamt nicht einmal eine Minute) jedoch kaum wahr. Die Extras umfassen einen Audiokommentar mit dem Produzenten Bruce Cohn Curtis, Autor Davis Loughery und SFX-Künstler Craig Reardon, eine separierte Musik & Effekte-Tonspur, ein zeitgenössisches Interview mit Dennis Quaid, hochinteressante kurze Testaufnahmen zum Schlangenmann sowie eine Making-Of-Fotogalerie und der Originaltrailer. Das schwere Steelbook der Blu-ray ist elegant gestaltet und eine Augenweide. Eine gelungene Veröffentlichung!

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Dreamscape, USA 1984, R: Joseph Ruben, D: Dennis Quaid, Christopher Plummer, Max von Sydow, Kate Capshaw, Eddie Albert.

Anbieter: Turbine