Insidious: Chapter 3

Insidious: Chapter 3

Von Peter Clasen

Der erste Film von 2010 brachte die Idee vom „Ewigreich“ ins Horrorgenre ein – eine parallele Welt, die der bewohnten gleicht, doch dunkel ist und von bösen Wesen bevölkert wird. Im Prinzip ist es nichts anderes als Geisterbahn zu Hause. Weil dies- und jenseitige Welt so schön billig kreiert werden können – es sind ja dieselben (Studio-)Kulissen, gab es 2013 ein Sequel und nun ein Prequel – die Grundidee wird jedoch nicht ausgebaut, nur bis zum Erbrechen wiederholt. Auch wenn sich dieser Teil mit seiner Wahl zweier weiblicher Hauptfiguren vornehmlich an Frauen richtet: Mann, ist das öde!

insidious.chapter.3.2015.cover_Einige Jahre vor den Dämonen im Lambert-Haus: Die junge Quinn Brenner sucht das Medium Elise Rainier auf, weil sie dringende Fragen an ihre jüngst verstorbene Mutter hat – und ist ihr auch schon selbst recht nah gekommen. Die mürrische, alte Dame, die schon zu oft im finsteren „Ewigreich“ war, gibt ihr den dringenden Rat, nicht nach den Toten zu rufen, denn das würden dann alle hören. Leider hält sich Quinn nicht daran. Im uralten Mietshaus, in dem sie mit ihrem überforderten Vater Sean und dem kleinen Bruder Alex wohnt, versucht sie wieder mit ihrer geliebten Mutter Kontakt aufzunehmen – über einen dunklen Luftschacht über ihrem Bett. Die alte, verwirrte Nachbarin Grace brabbelt zwar von einem „Mann, der nicht atmen kann“ und der Quinn in ihrem Zimmer aufsuchen würde, aber Quinn versteht die Warnung nicht – bis sie sich bei einem Autounfall beide Beine bricht, unbeweglich auf dem Bett liegen bleiben muss – und so zur leichten Beute des bösen Dämonen mit der Atemmaske zu werden droht…

Sorgfältig gemacht, auf Dauer aber extrem lahm, ziemlich redundant und erkennbar billig – abgesehen von einigen Außenaufnahmen ist das ein Mietshaus-Kammerspiel in ärmlichen Studiokulissen, die die „Geschichte“ so eines Gebäudes gar nicht widerspiegeln. Auch die Story und ihre Figuren überzeugen mich nicht: Die Fragen, die Quinn an Mutti hätte, sind schließlich kein Thema mehr; Vater Sean ist für den eigentlichen Plot ziemlich unerheblich, nur der Name Dermot Mulroney scheint wichtig, um den Film zu verkaufen; der sehnliche Wunsch von Hauptfigur Quinn, Schauspielerin zu werden, bleibt ein separater Gedanke ohne eigentliche Verbindung zum Horrorstoff; die beiden jungen Geisterjäger von „Spectral Sightings“, die witzig gemeint sind, sind tatsächlich total witzlos (das POLTERGEIST-Remake neulich war da ideenreicher); die Schocks sind ganz okay, aber einen großen Moment, der nachhaltig in Erinnerung bleiben würde, gibt es nicht.

Das generelle Thema der seelischen Verbindung zwischen Lebenden und tragisch vermissten Verstorbenen (Quinn + Mutter, Elise + Gatte, Nachbar Harry + Grace) ist kurz davor, ein echtes Drama zu ergeben, aber die wahrhaft großen Gefühle wollen sich nicht einstellen, weil der Film letztlich doch nur beschränktes Geisterbahnkino bleibt. Was dabei noch auffällt: Es gibt sehr wenig Hintergrundmusik, dafür sind die Geräusche zuweilen geschickt eingesetzt, insgesamt wirkt der Film aber spröde und emotional flach. Als analoger 35mm-Film wäre er vielleicht besser gewesen, die „cleane“ Digitaloptik widerspricht dem Genre, gerade bei so einem ins „Gothische“ tendierenden Film wie diesem.
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Insidious: Chapter 3 (Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang), CDN/USA 2015 | Regie/Buch: Leigh Whannell | Mit: Dermot Mulroney, Stefanie Scott, Angus Sampson u.a. | Laufzeit: 97 Minuten, Verleih: Sony Pictures (Kinostart: 02.07.2015).