Chappie

Chappie

Von Max Renn

Johannesburg 2016. Die Firma TetraVaal Robotic hat die Polizei mit der weltersten Robotereinheit versorgt, der erfolgreich auf Streife geht. Als Programmierer Deon eine neue KI entwickelt, für die seine Firma kein Interesse zeigt, stehlen findige Gangster das Chassis mit dem Verstand eines Babys und erziehen ihn dreist zum Verbrecher. Auf diese Gelegenheit hat Deons Rivale Moore gewartet, um sein Waffenprogramm zu starten.

chappie.2015.cover2Tendenz: stetig bergab. Nach seinem gefeierten Einstand DISTRICT 9 konnte der Südafrikaner Neill Blomkamp mit ELYSIUM nur noch halb überzeugen, bleibt seinem Metier der Science-Fiction-Dystopie treu, kehrt nach Johannisburg zurück und versagt über weite Strecken, das Leben eines Homie-Bots zu gestalten – zu bunt-skurril ist seine SF-Thriller(-Komödie), und bisweilen unpassend trashig cartoonesk.

In gewohntem, atemlosen Report-Stil samt Brennpunkt-Ästhetik legt er los, stürzt sich dynamisch-mitreißend mit Infanterie-Waffen in eine Razzia. Nach zehn Minuten ist das Pulver verraucht und als ein White-Trash-Banditen-Pärchen (Ninja und Yolandi von der Kirre-Combo „Die Antwoord“) Nerd-Genie Deon (Dev Patel, SLUMDOG MILLIONÄR) entführt, startet ein grotesker Kinder- und Familienfilm. Kein Vergleich zu iNUMBER NUMBER.

chappie.2015.coverDenn Deons von der Schrottpresse geholter Polizeiroboter erhält ein neues Bewusstsein – und startet als selbstlernende KI wie ein Baby, das von seinen hirnamputierten Eltern und He-Man-TV-Müll zum Bling-Bling-Gangsta geformt wird. Das ist lächerlich nervtötend und mit Rührglasur übergossen. Mit der blöden Blechbüchse (durch CGI ersetzt: Blomkamps Regular Sharlto Copley) kann man nicht fühlen wie mit EX MACHINA.

Soll man aber, weshalb Blomkamp die existenzielle Dramatik überreizt und es damit schafft, dass CHAPPIE als Komödie nicht komisch ist und als Thriller nicht thrillt. Die verbrechensinfizierte Nahzukunft wirkt mehr denn je wie eine Parodie auf Blomkamps frühere Werke – Kriminelle sind Clowns mit leuchtenden Waffen und peinlichen Pulp-Frisuren, die elend lange versuchen, den braven Roboter zum Überfall zu überreden.

chappie.2015.stillAls Gleichnis eines unschuldigen Wesens in der bösen, brutalen Welt ist das stümperhaft plakativ, Sigourney Weaver als CEO mit drei Büro-Auftritten völlig verschenkt und erst mit einem Hack kommt Stimmung auf, wenn vorübergehend Anarchie à la PURGE und ESCAPE FROM NEW YORK ausbricht. Dann schlägt die Stunde von Deons Konkurrent Moore (Hugh „Wolverine“ Jackman genießt seinen Bad-Guy-in-Shorts-Auftritt allzu sehr) und seinem Kampfroboter.

Das alte Duell von RoboCop gegen ED-209 (heißt hier: Moose) steht damit an, zeitlich viel zu nah am ROBOCOP-Remake und qualitativ meilenweit von Paul Verhoeven entfernt. Wenigstens macht das furiose Finale mit der Sprengkraft einer Artillerie-Division Spaß und die Schlusspointe um den Bewusstseinstransfer in neue Roboterkörper gefällt ebenfalls. Was davor geschieht, ist hingegen schrottreif. Chapeau? Eher Schappi.

Erschienen auf Komm & Sieh

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Chappie, Mexiko/USA 2015 | Regie: Neill Blomkamp, Buch: Neill Blomkamp, Terri Tatchell | Mit: Sharlto Copley, Dev Patel, Hugh Jackman, u.a. | Laufzeit: 120 Minuten, Verleih: Sony (Kinostart: 05.03.2015).