Inbred

Inbred

Von Alexander Karpisek

Vier Jugendliche, drei Jungs und ein Mädel, müssen sich einem Resozialisierungsprogramm stellen, und das ausgerechnet in einem abgelegenen Kaff in Yorkshire namens Mortlake (!). Nichts darf von der bevorstehenden geistigen Reinigung durch die gemeinsame Arbeit in der Natur ablenken. Die Smartphones werden gleich bei Ankunft eingesackt und in jener Bruchbude von Haus versteckt, die auch der Übernachtung dienen soll. Jeff, der verkrampfte Sozialarbeiter und Handy-Einsacker, schafft es weder mit Sprache noch mit Taten in die mentale Welt der Misfits vorzudringen. Da hat die lockere Kate wesentlich mehr Möglichkeiten. Aus diesem Spannungsfeld eines Zusammengeworfenseins entwickeln die INBRED-Autoren sehr schnell konzentrierte, komische und liebenswerte Beobachtungen von Annäherung trotz Kommunikationsunfähigkeit. Kate amüsiert sich zusammen mit den ihr anvertrauten Jugendlichen über den tollpatschigen Kollegen. Der Horror kündigt sich derweil aus dem Augenwinkel an.

inbred.2011.coverMit dem Eintritt ins ortseigene Pub `Dirty Hole´ werden die politisierenden Schwellungen durch die hereinstürzende Freakshow schlagartig geplättet. Wie sich herausstellt, hat sich in Mortlake über die Jahrzehnte hinweg der gesellschaftliche Auswurf gepaart und vermehrt. Inzest, schiefe und abstehende Zähne, dreckige Haare und Perücken, schmutzig grinsende Visagen und mörderischer Stumpfsinn sind seine Merkmale. Eher Backfarm als Backwood, trinken und servieren die Einwohner von Mortlake Limonade aus Pisse zu Speckchips aus Menschenfleisch und schwärmen dabei von ihren Hengsten mit Schwanzprothesen aus lokalem Bio-Gemüse.

inbred.2011.cover2Die Show der bösartig Degenerierten ist wieder einmal eröffnet, und die mit einem deutlichen Hang zum Realismus an der Stufe zur Gesellschaftsfähigkeit abgestellten Jugendlichen werden vor diesem hässlichen Publikum vom Pferdefuß zertrampelt und mit Kot befüllt bis sie platzen. Das sieht übrigens alles ziemlich großartig aus. Man ist im reinen Splatter-Genre, man ist im sensationslüsternen Freak hinter der Schutzbrille angekommen, doch der Seitenwechsel vollzieht sich nicht unproblematisch. Das muss und soll jeder mit sich selbst ausmachen. Insofern bleibt es gut und richtig, dass dieses gemeine Werk nun endlich in seiner vollständigen Version am deutschen Markt erhältlich ist.

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Inbred, Deutschland/Großbritannien 2011, Buch & Regie: Alex Chandon, Paul Shrimpton, Mit: Jo Hartley, James Doherty, Seamus O´Neill, James Burrows, Terry Haywood, Nadine Rose Mulkerrin u.a.

Anbieter: Mad Dimension