Schändung

Schändung

Von Thorsten Krüger

Im Dezernat Q öffnen Carl Mørck und Partner Assad die Akte eines auf 1994 zurückdatierenden Doppelmords. Dessen wahre Täter sind die einflussreichen Topmaganer Ditlev und Ulrik, die mit geschickter Einflussnahme ihre Ermittlungen zu behindern wissen. Eine fieberhafte Suche nach der seit 20 Jahren verschwundenen Zeugin Kimmie entbrennt, die sich als Obdachlose unerkannt auf der Straße durchschlägt.

schaendung.2014.coverDas Team von ERBARMEN kommt in der dänisch-deutschen Koproduktion gütemäßig nicht über den Vorgänger hinaus. Die knapp bemessene Komik zwischen dem kettenrauchenden Miesepeter Carl (Hackfresse: Nikolaj Lie Kaas) und seinem umgänglichen Assistenten Assad (Fares Fares) reagiert zu keiner Buddy-Chemie. Aus einem stillgelegten Fall destillieren sie Sexualdelikte und Serienmorde von drei dafür nie belangten Tätern.

Diese sind über jeden Ermittlungsschritt genauestens informiert und aus der Multiperspektive auch der Zuschauer – Überraschungen und Twist sind damit ausgeschlossen und ein Thriller mag kaum entstehen. Taghelle Rückblenden enthüllen die ultrabrutalen Taten eines amoralischen Internats-Trios (reich, schön, skrupellos – gab’s ja noch nie), nur Kimmie bleibt ambivalent (fällt als sexy Emma-Watson-Version auf: Sarah-Sofie Boussnina).

So sehr Mikkel Nørgaard auch Abgründe und Charakterprofil bestrebt, sein meist im Sepiahalbdunkel, bei Dämmerung oder Regen spielendes, zähes Kriminalwerk bleibt überaus eindimensional. Ohne Eleganz und Funkenschlag nimmt die Suche nach der obdachlosen Zeugin viel Laufzeit in Anspruch. Als Carl sie findet, lässt er sie so unprofessionell wieder laufen, dass allein das Krimikonstrukt als Grund dafür infrage kommt.

Beider amateurhaftes Fehlverhalten strapaziert die Glaubwürdigkeit. Lediglich das Gespräch des destruktiv-depressiven Menschenmisstrauers Carl mit der seelenverwandten Kimmie birgt den Hauch eines emotionalen Kerns. Wie später eine Frau allein Rache nimmt, strotzt vor Logiklöchern, die Konfrontation mit Sadisten bleibt nur passables Futter für die Skandinavienkrimifraktion, weit entfernt von Mankells MITTSOMMERMORD oder der MILLENIUM-Trilogie.

Erschienen auf Komm & Sieh

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Fasandræberne (Schändung aka The Absent One), Dänemark 2014 | Regie: Mikkel Nørgaard, Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg, Buchvorlage: Jussi Adler-Olsen | Mit: Nikolaj Lie Kaas, Danica Curcic, Fares Fares, u.a. | Laufzeit: 119 Minuten, Verleih: NFP (Kinostart: 15.01.2015).