The Gambler

The Gambler

Von Jochen Plinganz

PLANET DER AFFEN PREVOLUTION-Regisseur Rupert Wyatt setzt bei seinem Remake von SPIELER OHNE SKRUPEL weniger auf den von New Hollywood beeinflussten Halbwelt-Realismus, sondern auf die Showaspekte und entspannte Eleganz, die gechillt, cool und viril einen Teppich für Mark Wahlberg (TED, TRANSFORMERS 4: ÄRA DES UNTERGANGS) ausrollt, der in James Caans Fußstapfen die Sucht nach Unglück personifiziert.

Der mit seiner Studentin Amy anbandelne, zynische Literaturprofessor Jim führt nachts ein Doppelleben am Black-Jack-Tisch, wo er bereits 240.000 Dollar verzockt hat. Er steht gleich bei drei Kredithaien und ihren Inkasso-Ganoven in der Kreide, will nun Afros und Koreaner gegen Mafiosi Frank ausspielen. Ihm bleibt eine Woche.

the.gambler.2014.cover„I’m not a gambler“, lügt dieser Jim, der so übernächtigt aussieht wie der NIGHTCRAWLER und ständig Ärger und Schulden hat. Er ist ein Fass ohne Boden, die ultimative Geldvernichtungsmaschine für seine reiche entnervte Mutter (Jessica Lange, BIG FISH) und diverse Gangster, mit denen er einen selbstzerstörerischen wie todesverachtenden Tanz mit dem Teufel beginnt, ein gleichmütiger Lebensmüder, der jedes Risiko umarmt.

Das Screenplay von William Monahan geht nicht den Weg der Spieler-Noirs von DIE FARBE DES GELDES über HARD EIGHT bis THE COOLER, sondern ist ein sehr witziger Trip, mal so philosophisch wie Antonionis ZABRISKIE POINT, mal so surreal wie eine Coen-Fantasie à la THE BIG LEBOWSKI (nicht nur wegen eines Auftritts von John Goodman, hier als Fuck-You-Glatzen-Grieche). THE GAMBLER ist ein Sophistication-Märchen mit der Wettmafia.

Um seine vor Studenten lebhaft ausgebreiteten Theorien zu beweisen, rennt Wahlberg wie ein existenziell deprimiertes, missmutiges Woody-Allen-Double gegen die Wand, bis seine Affäre – Brie Larson (THE SPECTACULAR NOW) sieht Lauren Hutton wie aus dem Gesicht geschnitten – das Handtuch wirft. Bis dahin funkeln die anspruchsvollen Arrangements, ohne dass sich Wyatt damit zu sehr profilieren würde – er bleibt laid back.

In der stilbewussten Studie vermitteln Blues, Soul und Elektronik stimmungsstark Gefühle, doch die Oberflächenverliebtheit kennt keine Charakterentwicklung, womit ab der Hälfte der erzählerische Bogen reißt. Dann wird der Diskurs um Sein oder Nichtsein (sein, was man nicht sein will und nicht sein, was man gerne wäre) pomadig, verliert aber nicht seine von Undurchsichtigkeit verschärfte Amüsanz.

Erschienen auf Komm & Sieh

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The Gambler, USA 2014 | Regie: Rupert Wyatt, Buch: William Monahan, James Toback | Mit: Mark Wahlberg, Jessica Lange, John Goodman, u.a. | Laufzeit: 111 Minuten, Verleih: Paramount (Kinostart: 15.01.2015).